Hinweis: Diese Seite ist Teil der RS-125-Werkstattseite meines Internetblogs und steht mit dem Hersteller (Aprilia/Piaggio) in keiner Verbindung. Es handelt sich hier um selbst verfasste Reparaturanleitungen, Hinweise, Tipps und Tricks zur alten Aprilia RS 125 mit Zweitaktmotor bis Baujahr 2012. Dieses Blog wird privat ohne kommerziellen Hintergrund und Nutzen betrieben. Jegliche Haftung für jegliche Schäden, die sich aus den hier veröffentlichten Anleitungen und Daten ergeben könnten, ist generell ausgeschlossen.
Hinterradschwinge und Motor sind bei der RS 125 mit einer gemeinsamen Achse mit dem Rahmen verbunden. Zum Aus- und Einbau von Motor oder Hinterradschwinge muss an dieser Achse gearbeitet werden. Es ist hilfreich, wenn man versteht, wie die Befestigung funktioniert, um unnötigen Frust beim Ein- und Ausbau zu vermeiden.
In der rechten Seite des Rahmens befindet sich eine Buchse, mit der die einzelnen Bauteile zwischen den beiden Rahmenseiten aufeinander gedrückt werden: Konkret ist das die Schwingenlagerung und der Motor selbst. Ob man den Motor oder die Hinterradschwinge ausbauen möchte, spielt hier keine Rolle, mit dem Lösen der Baugruppe wird grundsätzlich Motor und Hinterradschwinge gelöst.
Für die Nutmutter auf der rechten Rahmenseite wird ein passendes Werkzeug benötigt. Es handelt sich um eine Nutmutter mit M17x1-Gewinde nach DIN 981 der Größe „KM 3“ mit Außendurchmesser 28 mm, die Nuten haben eine Tiefe von 2 mm und sind 4 mm breit. Passende Nutmutternschlüssel oder Zapfenschlüssel können über die Größenangabe 28 mm bzw. 24 mm (Innendurchmesser) oder „KM 3“ gefunden werden.
Ausbau
Die folgende Animation zeigt die Reihenfolge bei der Demontage der Schwingenachse.
Zuerst werden die Verschraubungen gelöst, die den Motor halten:
- Lange Schraube an den vorderen Motorhalterungen lösen
- Brücke oben am Zylinder: Alle Schrauben lösen
- Schraube an der Unterseite hinten am Rahmen herausnehmen
Möchte man den Motor herausnehmen, ist es selbsterklärend, dass sämtliche Schläuche, Seilzüge und Anschlüsse getrennt werden müssen, das ist hier aber nicht das Thema dieses Artikels.
Nun wird die Steckachse (grün) auf der linken Rahmenseite gelöst und einige Umdrehungen herausgeschraubt.
Die Nutmutter (blau) auf der rechten Rahmenseite wird abgeschraubt.
Um die Buchse in der rechten Rahmenseite nun in den Rahmen drehen zu können, muss das Gewinde und der Bereich zwischen der Auflagefläche der Buchse und dem Rahmen sauber sein. Man kann hier versuchen, mit Bremsenreiniger und anschließend Druckluft die Öl/Schmutzreste zu lösen. Mit einem 8-mm-Innensechskant kann nun die Buchse in den Rahmen hineingedreht werden, indem man sie gegen den Uhrzeigersinn bewegt. Möglicherweise muss die Steckachse dabei von der linken Seite gehalten werden, sie darf sich nicht mitdrehen. Die Gewindesteigungen der Buchse zum Rahmen und des Innengewindes der Buchse zur Steckachse sind identisch, die Steckachse wird sich nicht in axialer Richtung bewegen, wenn die Buchse gedreht wird.
Die Steckachse kann nun herausgezogen werden. Man kann dabei versuchen, Motor und Schwinge etwas zu bewegen bzw. daran wackeln, um die Achse etwas zu entlasten. Wenn nichts verrostet oder festkorrodiert ist, sollte sich die Achse von Hand herausziehen lassen. Sollte das nicht gehen, kann man sie durch den 8-mm-Innensechskant auf der rechten Seite heraustreiben.
Ist die Steckachse raus, sollte der Motor sich etwas bewegen lassen und die Schwinge kann nach hinten herausgezogen werden. In der Regel fällt die Schwinge schon von alleine heraus.
Einbau
Vor dem Einbau sollten die Buchse und das Gewinde auf der rechten Seite im Rahmen sauber sein, es macht Sinn, die Buchse ganz herauszudrehen um das Gewinde zu reinigen. Ich empfehle, das Gewinde der Buchse mit einer Anti-Seize-Gewindepaste einzuschmieren um Korrosion vorzubeugen und eine durchgehend leichte Montage und Demontage zu ermöglichen. Die Buchse wird als erstes Teil eingesetzt und komplett in den Rahmen geschraubt.
Prinzipiell erfolgt der Einbau in der umgekehrten Reihenfolge wie der Ausbau, folgende Animation zeigt, wie die Einzelteile dabei eingebaut und festgezogen werden:
Der Motor muss wie bereits beim Ausbau lose sein, die oben aufgelisteten Verbindungen am Motor beim Ausbau dürfen noch nicht fest sein, die Schrauben sind schon an ihrem Platz.
Die Lager und O-Ringe sowie die Buchsen müssen in der Schwinge montiert sein. Alle Teile werden etwas mit Fett eingeschmiert. Die schwarzen Kunststoffscheiben gehören nur zwischen Schwinge und Rahmen, nicht zwischen Schwinge und Motor. Man kann die Kunststoffscheiben auch etwas einfetten, dann halten sie für den Einbau an der Schwinge.
Es ist etwas Fummelei, die Schwinge nun zwischen Motor und Rahmen zu schieben, es hilft (wie anfangs geschrieben), wenn das Hinterrad nicht montiert ist. Ist die Schwinge drin, wird die Steckachse durchgeschoben, dabei auch wieder an Motor und Schwinge etwas wackeln, dann sollte man die Steckachse von Hand durchschieben können.
Die Steckachse wird fast bis zum Ende eingeschraubt, also bis zum Anschlag hineindrehen und wieder etwas hinaus, nicht festziehen.
Es gibt nun zwei Varianten, wie man die Buchse mit dem 8-mm-Inbus einstellt:
- Hineindrehen bis Widerstand spürbar ist und eine viertel Umdrehung weiter
- Anziehen mit 12 Nm
Egal wie es nun gemacht wird, Ziel ist ein Anliegen der einzelnen Bauteile der Schwingenbefestigung zueinander.
Wichtig ist hierbei nur, dass die Montage aller Komponenten bis hierhin leicht und ohne Hämmern, Biegen und Brechen möglich war. Sind die Bauteile untereinander verspannt, verkantet oder durch Schmutz oder Korrosion schwergängig, kann das geringe Anziehen der Buchse die Bauteile nicht die korrekte Spannung aufbringen.
Nach dem Anziehen wird die Nutmutter aufgeschraubt (35 Nm) und die Buchse damit gekontert. Die Steckachse wird von der anderen Seite nun mit 100 Nm festgeschraubt.