Hinweis: Diese Seite ist Teil der RS-125-Werkstattseite meines Internetblogs und steht mit dem Hersteller (Aprilia/Piaggio) in keiner Verbindung. Es handelt sich hier um selbst verfasste Reparaturanleitungen, Hinweise, Tipps und Tricks zur alten Aprilia RS 125 mit Zweitaktmotor bis Baujahr 2012. Dieses Blog wird privat ohne kommerziellen Hintergrund und Nutzen betrieben. Jegliche Haftung für jegliche Schäden, die sich aus den hier veröffentlichten Anleitungen und Daten ergeben könnten, ist generell ausgeschlossen.
Es gibt viele Diskussionen darüber, wie schnell nun so eine 125er tatsächlich fahren kann, gerne wird von der magischen 200 km/h-Marke geträumt. In diesem Zusammenhang ist es oft interessant, welche Geschwindigkeiten man mit welcher Übersetzung tatsächlich erreichen kann.
Theoretisch lässt sich die (maximale) Geschwindigkeit des Motorrads aus der Motordrehzahl mit den Übersetzungen von Primärtrieb (Kurbelwelle/Kupplungskorb), Getriebe und Sekundärübersetzung (Ritzel/Kettenrad) und dem Abrollumfang des Hinterrads berechnen.
Für die Drehzahlen 8.000 1/min (Leistungsreduzierung auf 11 kW), 11.000 und 11.500 1/min (etwa Leistungsspitze des Motors) und 12.200 1/min (etwa die maximal erreichbare Drehzahl) und dem Abrollumfang 1848 mm des Hinterreifens 150/60 R 17 ergeben sich dafür folgende Werte bei Modellen mit Rotax 122 (Werte für Rotax 123 in Klammern):
Übersetzung | 8.000 1/min | 11.000 1/min | 11.500 1/min | 12.200 1/min |
---|---|---|---|---|
13/40 (80 km/h) | 83 (86) | 115 (119) | 120 (124) | 137 (142) |
15/40 | 96 (100) | 132 (137) | 138 (143) | 147 (152 |
16/40 | 103 (106) | 141 (146) | 148 (153) | 157 (162) |
17/40 (Serie, Rotax 122) | 109 (113) | 150 (155) | 157 (163) | 166 (172) |
13/39 | 86 (89) | 118 (122) | 123 (127) | 131 (135) |
15/39 | 99 (102) | 136 (141) | 142 (147) | 151 (156) |
16/39 (Serie, Rotax 123) | 105 (109) | 145 (150) | 151 (157) | 161 (166) |
17/39 | 112 (116) | 154 (159) | 161 (167) | 171 (177) |
13/38 | 88 (91) | 121 (125) | 126 (131) | 134 (139) |
15/38 | 101 (105) | 139 (144) | 146 (151) | 155 (160) |
16/38 | 108 (112) | 149 (154) | 155 (161) | 165 (171) |
17/38 | 115 (119) | 158 (164) | 165 (171) | 175 (182) |
Wie ist diese Tabelle nun zu interpretieren? Es fällt leicht, auf den Wert rechts unten zu schauen und die 175 km/h als mögliche Höchstgeschwindigkeit zu nennen. Wenn man überhaupt auf die maximal mögliche Höchstgeschwindigkeit kommt, dann nur bei der maximal möglichen Motorleistung. Diese hat man nicht bei 12.200 1/min (zumindest nicht bei den Serien-Maschinen), sondern bei niedrigeren Drehzahlen, konkret zwischen 11.000 und 11.500 1/min. Daher ist die rechte Spalte nur für kurze Übersetzungen mit 13er-Ritzel interessant (was man aus Lebensdauersicht hinterfragen kann, aber das ist Geschmackssache).
Erfahrungsgemäß (Motorrad mit 35 PS auf dem Prüfstand) ist es schon bei einer Übersetzung von 17/39 kaum möglich, den 6. Gang mit hohen Drehzahlen zu fahren. Die erreichbare Höchstgeschwindigkeit einer Serien-RS liegt zwischen 155 und 160 km/h. Mit einigen Tuning-Maßnahmen können Geschwindigkeiten über 160 km/h möglich sein, Geschwindigkeiten über 170 km/h sind völlig utopisch.
Der analoge Tacho der RS 125 hat, wie bei den meisten Fahrzeugen, hohe Ungenauigkeiten und auch dem (früher analogen) Drehzahlmesser oder dem Digital-Tacho der neuen Modelle kann man leider wenig Glauben schenken. Geschwindigkeits-Messungen mit GPS sind hier wesentlich aussagekräftiger.
Höchstgeschwindigkeit aus Drehzahl berechnen
Man kann diese Rechnung nun selbst machen und die Einheiten immer umrechnen, oder folgende Formel zur Berechnung verwenden:
v/(km/h) = n/min-1 · iP · iR · u/mm · 5,74·10-5
Eingesetzt werden hier die Motordrehzahl n in 1/min, das Übersetzungsverhältnis iP des Primärtriebs, das Übersetzungsverhältnis der Sekundärübersetzung iR und der Abrollumfang des Hinterrads u in mm.
Übrigens: Diese Darstellung nennt man zugeschnittene Größengleichung, die Einheiten der physikalischen Größen werden hier nach dem Einsetzen wieder „herausdividiert“: Setzt man „u“ in mm ein, so wird das „mm“ durch die Division herausgekürzt. Das Ergebnis von „v“ muss die Einheit „km/h“ haben, denn das Ergebnis der rechten Seite der Gleichung hat keine Einheit. Diese Darstellung von Gleichungen und Einheiten ist in DIN 1313 so genormt.
Das gewählte Übersetzungsverhältnis der Sekundärübersetzung iR wird direkt als Bruch (17/40) oder als daraus berechnete Dezimalzahl eingesetzt.
Der Abrollumfang des Hinterrads für die auf der RS zulässigen Hinterreifen kann aus der Bezeichnung ermittelt werden:
- 130/70 R 17: u = 1854 mm
- 140/60 R 17: u =
- 150/60 R 17: u = 1848 mm (Standard bei den meisten RS)
Das Übersetzungsverhältnis des Primärtriebs iP ist bei Rotax 122 und Rotax 123 unterschiedlich, die Werte lauten:
- Rotax 122: iP = 19/63 = 0,302
- Rotax 123: iP = 20/64 = 0,313
Generell sind solche Rechnungen fehlerbehaftet, der Fehler ergibt sich aus den Unsicherheiten der einzelnen Größen. Der angegebene Abrollumfang wurde aus der Reifenbezeichnung errechnet, in Normen und Tabellen ist diese Angabe bereits mit einer Unsicherheit von 2 % angegeben. Diese Ungenauigkeiten wirken sich natürlich auf das Ergebnis aus. Auch ein analoger Drehzahlmesser kann entsprechedne Ungenauigkeiten haben.