Hinweis: Diese Seite ist Teil der RS-125-Werkstattseite meines Internetblogs und steht mit dem Hersteller (Aprilia/Piaggio) in keiner Verbindung. Es handelt sich hier um selbst verfasste Reparaturanleitungen, Hinweise, Tipps und Tricks zur alten Aprilia RS 125 mit Zweitaktmotor bis Baujahr 2012. Dieses Blog wird privat ohne kommerziellen Hintergrund und Nutzen betrieben. Jegliche Haftung für jegliche Schäden, die sich aus den hier veröffentlichten Anleitungen und Daten ergeben könnten, ist generell ausgeschlossen.
Der Stator der Zündung beim Rotax 123 ist über drei Langlöcher montiert und lässt sich verdrehen. Das hat den Vor- und Nachteil, dass man die Zündung einstellen kann – und muss. Bereits eine geringe Fehleinstellung der Zündung kann einen spürbaren Leistungsverlust bedeuten.
Die Soll-Einstellung wird in ° vor OT und verbleibendem Kolbenhub in mm bis OT angegeben.
- RS 125, ETX und AF1: 19 ° / 1,84 mm – Prüfung: 12 ° / 0,74 mm
- ETX Schweiz: (1984-1986): 16 ° / 1,30 mm – Prüfung: 9 ° / 0,41 mm
- Tuareg Rally (1986): 20 ° / 2,03 mm – Prüfung: 13 ° / 0,87 mm
Im Rotor (Polrad) ist eine Bohrung vorhanden, in die ein 2-mm-Bohrer genau hineinpasst. Andere Gegenstände (Draht, Inbus-Schlüssel etc.) sind weniger geeignet, da sie zu stark kippeln und eine präzise Einstellung schwer möglich ist. Bei der angegebenen Position der Soll-Einstellung muss das Loch im Rotor exakt mit der kleinen Aussparung des Stators übereinstimmen.
Die oben genannten Positionen (OT, 12 ° und 19 °) der Kurbelwelle müssen markiert werden, man kann hier einen Zahn des Rotors kennzeichnen und die Positionen am Motorgehäuse markieren.
Um diese Position des Rotors zu finden, gibt es mehrere Möglichkeiten. Der Motor kann dazu eingebaut bleiben, lediglich die Zündkerze und der Deckel der Lichtmaschine werden entfernt. Das Zündkerzengewinde hat übrigens eine übliche Größe von M14x1.25.
- Man fixiert eine Messuhr im Zündkerzenloch und sucht durch Drehen am Rotor den oberen Totpunkt und stellt die Messuhr dort auf „0“. Man muss durchaus etwas hin- und herdrehen, bis man die genaue Position des OT ermittelt hat. Es gibt spezielle Halterungen für Zündkerzengewinde, mit denen man die Messuhr einfach fixieren kann. Nun kann man am Rotor und am Gehäuse an einer Stelle eine OT-Markierung anbringen. Man dreht den Rotor nun soweit zurück (gegen den Uhrzeigersinn), bis sich der Kolben um das angegebene Maß abgesenkt hat und bringt eine zweite Markierung (diese sollte 19 ° entsprechen) an Rotor und Gehäuse an.
- Mit einem Totpunktsucher (der Name ist irreführend, da er den Totpunkt eigentlich gar nicht so gut findet), den man auch in das Zündkerzengewinde schraubt, kann man den Punkt der Absenkung um 1,84 mm ebenfalls ermitteln. Das Gewinde des Totpunktsuchers wird so weit herausgeschraubt, dass der eingeschraubte Totpuntksucher nicht wesenltich länger ist als die Zündkerze und an der Skala auf „0“ gestellt. Der Stab wird ganz hinein geschoben und die Einstellschraube leicht fixiert, sodass man den Stab noch leicht verschieben kann aber er sich nicht von selbst löst. Der Kolben darf noch nicht auf OT stehen, dann wird der Totpunktsucher in das Zündkerzengewinde geschraubt. Man dreht nun am Rotor die Kurbelwelle einmal im GegenUhrzeigersinn, bis der Stab so weit es geht herausgedrückt wurde. Die Kurbelwelle dann nochmals cia 45 ° im Gegenuhrzeigersinn weiterdrehen. Der Stab wird nun mit der Fixierschraube festgeschraubt und der Totpunktsucher um das angegebene Maß hineingedreht. Meist ist eine Umdrehung 1 mm, die Skala gibt dann 0,1-mm-Schritte an. Dreht man nun die Kurbelwelle vorsichtig und langsam im Uhrzeigersinn, bis sie den fixierten Stab des Totpunktsuchers erreicht, hat man die richtige Position gefunden und kann diese an Rotor und Gehäuse markieren. Den Totpunktsucher danach wieder auf OT zurückdrehen und auf das zweite, angegebene Maß stellen und das ebenfalls markieren. Das Problem am Totpunktsucher ist, dass diese eigentlich nicht die geforderte Genauigkeit von 0,01 mm bieten, dafür ist ein solches Werkzeug deutlich günstiger als die Messuhr mit Halterung.
- Ist der Totpunkt bekannt (z.B. über Totpunktsucher oder Mikrometer ermittelt oder bereits bei zerlegtem Motor markiert), kann man eine Gradscheibe auf dem Rotor anbringen (ausdrucken und aufkleben) und den Rotor um das angegebene Maß zurückdrehen.
Hat man die richtige Position, kann man mit einem 2-mm-Bohrer nun prüfen, ob der Stator auf der richtigen Position verschraubt wurde. Man Steckt den Bohrer in das Loch und dreht den Rotor wenig hin- und her, bis der Bohrer in die Nut fällt.
Nun muss der Stator so eingestellt werden, dass diese Position mit dem Bohrer passt. Der Stator wird abgebaut, dazu wird die Mutter abgeschraubt und der Rotor mit einem passenden Abzieher entfernt. Die Mutter ist manchmal sehr fest, es ist kein Linksgewinde.
Die drei Schrauben am Stator kann man nun lösen und den Stator drehen. Setzt man den Rotor dann wieder auf die Kurbelwelle, kann man den Bohrer wieder durch das Loch stecken. Es gibt hier nun wieder mehrere Möglichkeiten, wie man den Stator einstellen kann: Entweder versucht, den Stator auszurichten, zieht ihn dann fest, montiert den Rotor und prüft die Ausrichtung oder man versucht, den Stator mit dem 2-mm-Bohrer mit dem Rotor zusammen zu drehen. Beachten muss man dabei folgendes:
- Ist der Stator lose und man versucht, den Stator mit dem 2-mm-Bohrer auszurichten, so wird der Stator sich nach dem Ausrichten durch die Kraft der Magnete im Rotor wieder verdrehen, wenn man den Rotor abnimmt. Die Magnete ziehen den Stator in den Rotor und dort auch auf durch die Magnete bestimmte Positionen.
- Verdreht man den Stator, muss man diesen auf der neuen Position festhalten, die Schrauben ganz lösen und dann jede Schraube reihum immer nur ein kleines Stück festziehen. Darauf achten, dass die Schraube mittig auf dem Langloch sitzt und nicht in eine Richtig geneigt ist. Sonst kann eine Schraube beim Festziehen den Rotor verdrehen oder die Schraube ist nicht gerade, so oder so verrutscht der Stator gerne.
- Bei der Montage des Rotors muss penibel darauf geachtet werden, dass die Scheibenfeder in der Nut sitzt und beim Montieren nicht in der Scheibenfedernut der Kurbelwelle verdreht wird. Das ist manchmal nicht so einfach, da die Kräfte durch die Magnete den Rotor gerne beim Montieren verdrehen. Ist man hier unachtsam, kann man die Kurbelwelle ruinieren. Der Rotor muss einfach ohne Kraftaufwand montiert werden können.
Die Kontrolle der Zündung erfolgt mit einer Zündzeitpunktpistole, idealerweise hat diese Zündzeitpunktpistole eine digitale Drehzahlanzeige. Bei einer Motordrehzahl von 10.000 1/min muss die Zündung beim oben genannten Prüf-Wert (bei der RS 125: 12°) erfolgen. Gibt es hier noch eine Abweichung, muss man nochmals nachjustieren. Hierbei beachten: Bei 10.000 1/min ist so ein Rotor nicht ungefährlich, er muss korrekt montiert werden und der Motor sollte warm sein.
Anzugsdrehmomente:
Schrauben M5 des Stators: 5..6 Nm
Mutter M12x1 am Rotor: 70 Nm