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Test Polini 154 cm³ Zylinderkit

Hinweis: Diese Seite ist Teil der RS-125-Werkstattseite meines Internetblogs und steht mit dem Hersteller (Aprilia/Piaggio) in keiner Verbindung. Es handelt sich hier um selbst verfasste Reparaturanleitungen, Hinweise, Tipps und Tricks zur alten Aprilia RS 125 mit Zweitaktmotor bis Baujahr 2012. Dieses Blog wird privat ohne kommerziellen Hintergrund und Nutzen betrieben. Jegliche Haftung für jegliche Schäden, die sich aus den hier veröffentlichten Anleitungen und Daten ergeben könnten, ist generell ausgeschlossen.

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Da es im Internet viele verschiedene Meinungen zum 154-cm³-Zylinderkit von Polini gibt und ich ihn schon gerne selbst ausprobieren wollte, habe ich mir das Kit gekauft und getestet.

Dem Zylinder liegt ein Beiblatt mit einigen interessanten Informationen bei:

Die Bohrung hat 60 anstelle von 54 mm.

Verarbeitung und Qualität

Über den Zylinder war zur damaligen Zeit in einigen Internetforen zu lesen, dass die Beschichtung schlecht sei und es hier angeblich zu Schäden kommt. Tatsächlich aber ist der Zylinder aus der selben Gießerei wie die Original-Zylinder, der Name „Gilardoni“ findet sich auch auf der Unterseite. Nach dem Ausbau des Kits nach ca. 1400 km waren an der Beschichtung kaum Verschleißerscheinungen sichtbar.

Die Verarbeitung ist allerdings tatsächlich schlampig, es fanden sich am Ein- und Auslass sowohl als auch am Brennraumdeckel viele scharfe Grate. Am grausamsten war der Brennraumdeckel, dort lösen sich Aluspäne sobald man die Zündkerze einschraubt. Mich würde es nicht wundern, wenn der eine oder andere Kolbenfresser darauf zurückzuführen wäre. Hier muss unbedingt vor dem Einbau von Hand nachgearbeitet werden!

Leistung und Testergebnis

Nach 1400 km, die ich jetzt mit diesem Zylinder zurückgelegt habe, komme ich zu einem gemischten Ergebnis:

Man spürt eine deutliche Leistungssteigerung in den niedrigen Drehzahlbereichen von 6000 bis 9000 1/min, das Prüfstandsdiagramm zeigt auch ca. 17 kW anstelle von ca. 11 kW bei 8.000 1/min. Der Motor dreht allerdings etwas zäh hoch und die Leistung scheint bei steigender Drehzahl bereits ab 11.000 1/min spürbar abzunehmen.

Ich wollte ursprünglich mit mehreren Auspuffanlagen eine Leistungsmessung durchführen, zur damaligen Zeit gab es in der Gegend allerdings nur einen Prüfstand und der Werkstattmeister war der Auffassung, dass eine 125er für seinen Betrieb nicht das richtige sei.

Leistungsdiagramm der RS 125 mit Polini 154-cm³-Zylinder und JollyMoto-Auspuff

Getestet habe ich das Kit zuerst mit der Original-Anlage, danach mit der JollyMoto und auch einer Arrow Challenge. Beide Tuningauspuffanlagen bringen eine leicht spürbare Mehrleistung im hohen Drehzahlbereich, laufen allerdings in niedrigeren Drehzahlen deutlich schlechter. Die Verschiebung der Resonanzdrehzahl in hohe Drehzahlbereiche, die von solchen Auspuffanlagen oft erreicht werden soll, ist bei diesem Zylinderkit tatsächlich kontraproduktiv.

Das Abstimmen des Vergasers ist eine mittelschwere Katastrophe, die angegebene Vergaserbedüsung war deutlich zu fett, die meisten Kilometer bin ich mit dem Kit zum Abstimmen gefahren.

Mit Plug-n-Play ist es nicht getan. Schwierig ist nun, dass es verschiedene Meinungen zu den am Markt verfügbaren Auspuffanlagen gibt, die eigentlich für 125 cm³ und nicht für 154 cm³ ausgelegt wurden. Ausgelegt wurde der Zylinder laut Beiblatt auf die Serien-Anlage.

Praktisch gesehen verschiebt sich nun mit diesem Zylinder die Leistung in niedrigere Drehzahlbereiche, man bekommt keinesfalls mehr Spitzenlast. Eine Hubraumerweiterung bringt allerdings viele Nachteile mit sich: Nicht zulassungsfähig, möglicherweise kein Versicherungsschutz, Steuerbescheid passt nicht und eine deutlich höhere Belastung der Kurbelwelle. Mit einer Auspuffanlage ohne ABE, die ich im Gegensatz zum Zylinder per Einzelabnahme auf dem 125er-Zylinder eingetragen bekommen hatte, hatte die RS 125 übrigens auch 35 PS.

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