Hinweis: Diese Seite ist Teil der RS-125-Werkstattseite meines Internetblogs und steht mit dem Hersteller (Aprilia/Piaggio) in keiner Verbindung. Es handelt sich hier um selbst verfasste Reparaturanleitungen, Hinweise, Tipps und Tricks zur alten Aprilia RS 125 mit Zweitaktmotor bis Baujahr 2012. Dieses Blog wird privat ohne kommerziellen Hintergrund und Nutzen betrieben. Jegliche Haftung für jegliche Schäden, die sich aus den hier veröffentlichten Anleitungen und Daten ergeben könnten, ist generell ausgeschlossen.
Zündkerzen entzünden das komprimierte Benzin-Luft-Gemisch durch den Zündfunken unter vergleichsweise extremen Bedingungen: Die hohe Spannung muss der Spitze zwischen den Elektroden den Zündfunken erzeugen, an allen anderen Stellen sind die leitfähigen Teile voneinander isoliert. Die Spitze muss frei von Verbrennungsrückständen bleiben, zu diesem Zweck muss die Kerze eine gewisse „Freibrenntemperatur“ erreichen.
Es gibt nun zwei gängige Zündkerzen für die RS 125:
- NGK BR10EG für die Maschine im Originalzustand
- NGK BR8ES für gedrosselte Maschinen
Die Bezeichnungen der Kerzen lassen sich wie folgt aufschlüsseln:
- B: 14 mm Gewinde, 21 mm Schlüsselweite
- R: Entstörte Kerze (bei der RS sind sowohl Kerze als auch Stecker entstört)
- E: 19 mm Gewindelänge
- S: Standardausführung, G: Rennkerze mit Nickel-Mittelelektrode
Die Zahl 8 oder 10 steht für den Wärmewert der Zündkerze. Dieser gibt bei NGK an, wie hoch die Wärmeleitung oder Wärmeabfuhr von der Zündelektrode an das Kerzengewinde ist: Ein höherer Wärmewert leitet mehr Wärme von der Zündelektrode ab, die Spitze wird damit mehr gekühlt. Der Unterschied ist mit bloßem Auge erkennbar.
Der Wärmewert muss so gewählt werden, dass gerade soviel Wärme abgeführt wird, sodass die Zündelektrode ihre Freibrenntemperatur erreicht. Daher wird für die gedrosselte Maschine, bei der wegen einer geringeren Leistung weniger Verbrennungswärme vorhanden ist, eine Zündkerze mit einem geringeren Wärmewert verbaut.
Hat man mit einer BR10EG ständig eine verrußte Zündkerze, so kann man diese bei einer offenen Maschine auch gegen eine BR9EG tauschen, man sollte die Zündkerze dann aber ab und zu kontrollieren.
Weitere Zündkerzen
- NGK BR10EI-X: Passende Iridium-Zündkerze von NGK
- Champion C55: Zündkerze, die für den Polini 154-cm³-Zylinder empfohlen wird
Fahren mit der falschen Zündkerze
Ein Motor, der in seiner Leistung reduziert wurde, hat deutlich niedrigere Brennraumtemperaturen als ein Motor, der regelmäßig auf seiner Nenndrehzahl gefahren wird. Baut man die 10er-Kerze in einen gedrosselten Motor ein, so wird diese nicht warm genug und erreicht ihre Freibrenntemperatur nicht. Sie bleibt zu kalt und führt zu viel Wärme ab. Die Folge sind Ablagerungen und Verbrennungsrückstände, die den Motor nach und nach schlechter laufen lassen (die Maschine ruckelt), bis er eventuell gar nicht mehr anspringt. Das ist nicht dramatisch, aber eben lästig.
Baut man eine 8er-Kerze in den Motor im Originalzustand, so wird das Ganze wesentlich dramatischer mit einem Motorschaden enden. Man baut in der Regel nicht Absichtlich eine 8er-Kerze in den offenen Motor, es kann aber beim Entdrosseln übersehen werden. Die Kerze wird bei normalem Fahren ihre Freibrenntemperatur erreichen, bei Vollgasfahrten hingegen wird sie schnell zu heiß werden, da sie die höhere Wärme nicht mehr abführen kann. Dies führt zu unkontrollierten Verbrennungen, die Elektrode verbrennt oder schmilzt. Das Kolbendach ist extremer Hitze ausgesetzt, wodurch sich der Kolben zu stark ausdehnen kann. Dies kann zum Kolbenfresser oder Kolbenklemmer führen oder auch ein Loch in den Kolbenboden brennen – möglicherweise mit einem Kurbelwellenlagerschaden zur Folge.