Hinweis: Diese Seite ist Teil der RS-125-Werkstattseite meines Internetblogs und steht mit dem Hersteller (Aprilia/Piaggio) in keiner Verbindung. Es handelt sich hier um selbst verfasste Reparaturanleitungen, Hinweise, Tipps und Tricks zur alten Aprilia RS 125 mit Zweitaktmotor bis Baujahr 2012. Dieses Blog wird privat ohne kommerziellen Hintergrund und Nutzen betrieben. Jegliche Haftung für jegliche Schäden, die sich aus den hier veröffentlichten Anleitungen und Daten ergeben könnten, ist generell ausgeschlossen.
Seit etwa 1998 wird in der RS 125 ab Werk ein 28-mm-Vergaser verbaut (Dell Orto PHBH 28 BD bzw VHST 28 CD). Der Ansaugstutzen zum Membrankasten hat einen dazu passenden Durchmesser.
Der Vergaser ist eine Komponente, die für eine Leistungssteigerung natürlich kein Flaschenhals sein darf. Bei einer Serien-RS ist der 28-mm-Vergaser ausreichend. Erst wenn andere Komponenten verändert wurden (z.B. ein anderer Resonanzauspuff) und die Leistung bei höheren Drehzahlen erwartet wird oder ein Big-Bore-Zylinder verbaut wurde, ist ein größerer Vergaser sinnvoll.
Mit dem 28er-Vergaser sind Leistungen bis 26 kW (35 PS) nachweislich möglich.
Die Modelle bis 1997 mit dem Rotax 123 und auch einige wenige mit dem Rotax 122 hatten ab Werk den 34-mm-DellOrto-Vergaser VHSB 34. Es gibt immer wieder Gerüchte, dass die alten Modelle mit dem 34er-Vergaser auch 34 PS (25 kW) gehabt hätten, das ist aber einfach falsch. Die alten GS-Modelle mit dem Rotax 123 und dem 34er-Vergaser hatten 23 kW (das sind 31,2 PS), die ersten MP-Modelle mit dem 34er-Vergaser hatten 20 kW, die Modelle mit 28-mm-Vergaser dann wieder 22 kW.
Umbau auf 34-mm-Vergaser
Es gibt Gründe, die für einen Umbau auf einen 34-mm-Vergaser sprechen. Generell wird durch den höheren Querschnitt bei hohen Mengen in hohen Drehzahlen weniger Druckverlust auftreten, was für hohe Leistungen bei hohen Drehzahlen notwendig ist. Auch der Rotax-Max-DD2-Kartmotor verwendet einen 34-mm-Vergaser. Für 34 mm gibt es einen passenden Ansaugstutzen für die Original-Membrane oder sogar komplette Membransysteme aus dem Zubehör.
Allerdings bringt eine Änderung von 28 auf 34 mm auch erhebliche Nachteile mit sich:
- Die Abstimmung in niedrigen Drehzahlbereichen ist wesentlich schwieriger und zeitaufwändig.
- Wenn die Abstimmung nicht passt, läuft der Motor in niedrigen Drehzahlbereichen schlechter.
- Die Gemischbildung und der Transport des Benzin-Luft-Gemisches in niedrigen Drehzahlbereichen ist wegen der geringen Strömungsgeschwindigkeiten schlechter.
- Der Spritverbrauch steigt deutlich an.
Es ist weit verbreitet, den Dell-Orto-Flachschiebervergaser VHSB 34 LD zu verwenden, der bis ca. 1998 ab Werk verbaut wurde.
Es gibt verschiedene Hersteller von passenden Vergasern (Mikuni, Keihin, Polini, …), da es den Dell Orto VHSB 34 bereits bei den altem Maschinen gab, kann man hier auf das Setup der alten Modelle zurückgreifen und alle Anschlüsse sind passend vorhanden (Passende Durchmesser, Kaltstartanhebung, Ölpumpenanschluss). Bei neueren Modellen mit Unterdruckbenzinhahn (ab 2006) muss ein Anschluss für den Unterdruckbenzinhahn nachgerüstet werden.
Zusammen mit der Querschnittsvergrößerung des Vergasers ist auch eine Vergrößerung des Ansaugbereichs des Luftfilters sinnvoll, die Original-Ansaugmuffe hat einen kleineren Querschnitt als der 34-mm-Vergaser.
Prinzipiell ist das Abstimmen eines Vergasers kein Problem und auch machbar, es erfordert aber viel Geduld und zum Vergaser einen ganzen Satz Düsen und möglicherweise auch unterschiedliche Gasschieber. Dass dieser Aufwand völlig unterschätzt wird, zeigen mir viele Einträge in Internetforen über Probleme bei niedrigen Drehzahlen oder die Mails, die ich von Leuten bekomme, die Schwierigkeiten bei der Abstimmung haben. Daher kann ich an dieser Stelle nur darauf hinweisen: Seid euch bewusst, dass ein größerer Vergaser einen erheblichen Mehraufwand bei der Abstimmung mit sich bringt und das nicht mal eben so erledigt ist.
Wenn man nun bedenkt, dass man 35 PS auch mit dem 28-mm-Vergaser erreichen kann und die genannten Nachteile mit so einem Umbau einhergehen können, kann man die Sinnhaftigkeit eines solchen Umbaus durchaus hinterfragen.
Im Alltag fährt man eine RS 125 eher nicht die meiste Zeit kurz vor dem roten Bereich sondern im Straßenverkehr, hier ist meiner persönlichen Meinung nach ein sauber laufender Motor mit genügend Leistung in allen Drehzahlbereichen wesentlich geeigneter als ein Umbau, der nur ab 9.000 1/min gefahren werden kann.
Ein anderes Argument für den Umbau von 28 auf 34 mm ist natürlich der Spaß an solchen Umbauten, es bleibt natürlich immer eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Hinweis: Das Tauschen des Vergasers führt zu einer Änderung des Abgasverhaltens und so zum Erlöschen der Betriebserlaubnis. Eine solche Modifikation muss in den Fahrzeugpapieren eingetragen werden. Bei älteren MP-Modellen um 1995-1996 kann dies möglich sein, da dieser Vergaser bei Importen (MP00) verbaut wurde.