Hinweis: Diese Seite ist Teil der RS-125-Werkstattseite meines Internetblogs und steht mit dem Hersteller (Aprilia/Piaggio) in keiner Verbindung. Es handelt sich hier um selbst verfasste Reparaturanleitungen, Hinweise, Tipps und Tricks zur alten Aprilia RS 125 mit Zweitaktmotor bis Baujahr 2012. Dieses Blog wird privat ohne kommerziellen Hintergrund und Nutzen betrieben. Jegliche Haftung für jegliche Schäden, die sich aus den hier veröffentlichten Anleitungen und Daten ergeben könnten, ist generell ausgeschlossen.
Bei der RS 125 muss, wie bei jedem Motorrad oder Leichtkraftrad mit Erstzulassung ab dem 01.01.1989, zur Hauptuntersuchung eine Abgasuntersuchung für Krafträder (AUK) durchgeführt oder vorgelegt werden. Wer schon einmal versucht hat, Leistungsänderungen eintragen zu lassen, hat wahrscheinlich schon einmal etwas von einem Abgasgutachten gehört.
Unterschied Abgasgutachten und Abgasuntersuchung
Bei der Abgasuntersuchung der RS 125 wird mit einem geeichten Abgastester der CO-Anteil (Kohlenmonoxid) im Standgas gemessen und auch die Standgasdrehzahl geprüft.
- Leerlaufdrehzahl: Zwischen 800 und 1.200 1/min
- CO-Gehalt: Maximal 4.5 %
Diese Prüfung, die zusammen mit der Hauptuntersuchung nachgewiesen werden muss (sie kann auch durch eine Werkstatt durchgeführt werden) ist lediglich eine kurze Überprüfung des Abgases im Standgas und nichts weiter.
Es gibt niedrigere Grenzwerte für Motoren mit geregeltem Katalysator, diesen gibt es bei der RS 125 nicht, der Katalysator bei den neuen Modellen ist ungeregelt. Daher gelten sowohl für die alten Modelle ohne Katalysator und die neueren Modelle mit ungeregeltem Katalysator dieselben Grenzwerte.
Auch wenn das Motorrad extrem lange abgemeldet war, ist für eine erneute Zulassung lediglich diese Abgasuntersuchung für Krafträder im Rahmen der notwendigen Hauptuntersuchung mit den 4,5 % CO notwendig. Sind Fahrzeuge sehr lange abgemeldet, kann eine Einzelbetriebserlaubnis nach §21 StVZO erforderlich sein (auch „Vollgutachten“ oder „21er-Abnahme“ genannt). Auch hier gilt, dass die zum Zeitpunkt der Erstzulassung geltenden Grenzwerte zu berücksichtigen sind und diese wurden bei der Typgenehmigung bereits nachgewiesen. Gerüchte, dass man die RS wegen neuen Grenzwerten nicht mehr zulassen könnte, zeugen nur von der Ahnungslosigkeit derer, die solche Gerüchte in die Welt streuen.
Für Typgenehmigungen, also für Neuzulassungen von Fahrzeugen, wurden die Emissionen der RS 125 mit einem Testzyklus gemessen, der in der UN-ECE-Regelung Nr. 40 Anhang 4 beschrieben ist. Diese Grenzwerte gelten für Neuzulassungen, wenn ein Fahrzeug zum ersten Mal zugelassen wird. Diese Euro-Normen gelten ab einem bestimmten Datum für die Erstzulassung und sind der Grund, warum keine solchen Motoren mehr neu zugelassen werden, die Euro-4-Norm ist mit dem Rotax-122-Motor nicht mehr zu halten. Die Grenzwerte sind hier pro gefahrenem Kilometer und nicht in % angegeben. Diese Werte müssen bei einem Abgasgutachten erneut nachgewiesen werden, solche Gutachten sind bei Änderungen an der Motorleistung oder am Ansaugweg notwendig und entsprechend teuer. Bis einschließlich Euro 3 wurden diese Werte mit dem ECE-R40-Testzyklus gemessen.
Norm | Modelle | CO / mg/km | HC / mg/km | NOx / mg/km |
---|---|---|---|---|
– | GS | 30.050 | 12.950 | – |
R40-01 | MP | ~24.000 | ~10.300 | – |
Euro 1 | SF0, SFA | 8.000 | 4.000 | 100 |
Euro 2 | SFF, SFG, PY | 5.500 | 1200 | 300 |
Euro 3 | RD, RM | 2.000 | 800 | 150 |
Beim R40-Testzyklus wird, grob vereinfacht gesagt, auf einem Abgasrollenprüfstand jeweils beschleunigt, gefahren und wieder angehalten, jeweils mit 15, 32 und 50 km/h. Die Geschwindigkeiten werden für kurze Zeit konstant gefahren, wobei im letzten Zyklus bei 50 km/h noch auf 35 km/h gebremst wird. Das Abgas wird dabei vollständig aufgesaugt und analysiert, um die exakte Menge der jeweiligen Schadstoffe pro Kilometer zu ermitteln.
CO-Gehalt selbst messen
Um die Angst vor dem AUK-Ergebnis zu mildern oder auch um das Standgasgemisch zu kontrollieren ist es naheliegend, eine Messung des CO-Gehaltes selbst durchzuführen. Hier stößt man schnell auf ein physikalisches Problem, das Erkennen und Bestimmen des CO-Gehaltes ist alles andere als trivial und dementsprechend gibt es keine einfachen und günstigen Messgeräte. Viele physikalische Größen (z.B. Temperatur, Druck, Sauerstoffgehalt) lassen sich messen, indem elektrisch eine Widerstands- oder Spannungsänderung eines Materials detektiert wird, für CO gibt es kein derart einfaches Messprinzip.
Die Suche nach einem geeigneten Messgerät ist alles andere als einfach, ich habe es selbst mit einem leicht verfügbaren, vergleichsweise günstigem Gerät versucht und dann doch ein Profi-Gerät gekauft.
Gunson-Gastester
Der Gunson-Gastester wird als preiswertes Messgerät mit einer Genauigkeit von +/- 0,5 % CO in einem Bereich von 0,5 bis 6,5 % beworben, bei einem Preis von knapp 300 €. Ich hatte das Gerät für kurze Zeit, konnte mich aber nicht dafür begeistern.
Das Messgerät erfasst die Wärmeleitfähigkeit des Gases und bestimmt daraus den CO-Anteil im Abgas [3]. In der Luft ist der Wert höher, da die Wärmeleitfähigkeit nicht nur durch das CO beeinflusst wird, es funktioniert nur für Abgase von Verbrennungsmotoren.
Kurz nach dem Auspacken löste sich die Messzelle, die lediglich an die Gehäuserückseite geklebt wurde, ab. Ich habe diese dann mit Kabelbinder am Gehäuse befestigt und dazu das Gehäuse geöffnet, der Inhalt ist sehr überschaubar. Der Schlauch an der Rückseite benötigte eine Knickschutzfeder, sonst knickt er ab.
Die sogenannte „Impulspumpe“ ist eigentlich nur ein Ventil, welches das Gas stoßweise durchlässt. Eine Pumpe ist nach meinem Verständnis eine Arbeitsmaschine, also etwas, das ein Fluid oder Gas durch aktiv eingebrachte Arbeit durch einen Antriebsmotor bewegt. Warum man das nicht alles in einem ohnehin leeren Gehäuse unterbringt, verstehe ich nicht ganz.
Der erste Eindruck ist also eher mager, dennoch wollte ich dem Gerät eine Chance geben.
Laut der Bedienungsanleitung soll man das Gerät auf einer ebenen Fläche abstellen und acht Minuten aufwärmen lassen. Man stellt dann einen Wert von 2 % am Display ein, dieser soll sich dann nach spätestens zwei weiteren Minuten nicht mehr ändern. Bei mir hat bereits das über 25 Minuten gedauert. Wie man dann noch zeitgleich einen warmgefahrenen Motor messen möchte, wenn das Gerät wie im Handbuch beschrieben an der Fahrzeugbatterie angeschlossen ist, verstehe ich ebenfalls nicht, man benötigt also eine weitere Batterie.
Bei der Messung ging die Anzeige relativ schnell auf einen Wert von 4 %, der tatsächlich etwa passte. Das Ventil funktioniert auch und lässt eine kleine Gasmenge durch, man hört es klicken. Der Wert ging dann allerdings weiter hoch und später wieder herunter, alles im Bereich von 3 bis 6 % CO. Es war dann später, egal wie lange das Gerät noch an der Luft war, nicht möglich, die 2-%-Anzeige für Luft auch nur annähernd wieder zu erreichen. Ob das an der fehlenden Pumpe oder an anderen Gründen lag, kann ich nicht beurteilen. Bewegt man das Gerät ein bisschen, ändert sich die Anzeige ebenfalls.
Insgesamt konnte ich kein Vertrauen zu den Messwerten gewinnen und habe das Gerät daher wieder verkauft. Es war nicht klar, wann der Messwert jetzt richtig sein soll und die Handhabung ist nicht nachvollziehbar, eine Wiederholung der Messung mit dem selben Ergebnis war nicht möglich.
Saxon Junkalor Infralyt SL
Für eine (leider) wesentlich höhere Summe habe ich einen gebrauchten KFZ-Abgas-Analysator erworben. Auf der Prüfstelle, die ich für meine Fahrzeuge aufsuche, wird ein SAXON Junkalor Infralyt Smart zur Messung genutzt, daher habe ich mich nach diesem Hersteller umgesehen und schließlich den etwas älteren Infralyt SL gefunden. Von einem Mitarbeiter eines größeren Konzerns, der selbst AU-Systeme vertreibt, habe ich erfahren, dass diese Geräte nahezu unverwüstlich und extrem zuverlässig sind. Mein Gerät habe ich von einer Firma gekauft, die diese Geräte in freien KFZ-Werkstätten wartet und vertreibt.
Das zu messende Abgas wird durch eine Küvette geleitet, in der eine Infrarotlichtquelle vor einem rotierenden Rad, welches das Licht unterbricht, das Gas durchleuchtet. Die Lichtstrahlen treffen auf einen Detektor mit Interferenzfiltern [4]. Temperatur und Durchfluss werden ebenfalls gemessen, der Sauerstoffgehalt wird über eine galvanische Sauerstoffmesszelle ermittelt.
Vergleicht man den Aufbau des Infralyts mit dem Gunson Gastester, wird schnell klar, welcher Aufwand eigentlich hinter einer solchen Messung stecken sollte, wenn die Zahlen belastbar sein sollen.
Dieses Gerät hat nun den Vorteil, dass es nur wenige Sekunden dauert, bis ein entgültiger Messwert angezeigt wird und die Werte sind, im Gegensatz zum Gunson-Gastester, sehr einfach reproduzierbar. Auch der Lambda-Wert wird ausgegeben.
Das Gerät benötigt etwa 10 Minuten zum Aufwärmen und man muss es regelmäßig betreiben. Ich hatte es einige Zeit zu lange im Regal stehen, dann konnte ich es wegen eines Nullpunktfehlers nicht mehr starten. Vom Fachmann, der mir das Gerät verkauft hat, kam dann der Tipp, das Gerät mehrere Stunden bis hin zu einem Tag eingeschaltet zu lassen, das hat den Fehler auch beseitigt. Ansonsten funktioniert es wirklich sehr zuverlässig.
Für die Messung am Zweitakt-Motor wurde mir ein zusätzlicher Aktivkohlefilter empfohlen, um den hohen HC-Anteil im Abgas zu filtern, dieser setzt sich sonst im Gerät ab und muss lange frei gespült werden. Tatsächlich verweigerte das Messgerät auch einmal wegen zu hohem HC-Anteil für einige Minuten den Dienst. Obwohl das Gerät über 20 Jahre alt ist, werden diese Dinge aber klar über das Display dargestellt, das Gerät spült sich dann automatisch einige Zeit.
Abgasuntersuchung in der Praxis
Wenn der Vergaser richtig eingestellt ist und das Standgas nicht zu fett ist, wird der CO-Gehalt immer unterhalb des 4,5-%-Grenzwertes liegen. Eine Überschreitung der 4,5 % bescheinigt keine akute Luftverschmutzung sondern eine falsche Einstellung am Motor. Die RS 125 verschmutzt die Luft immer, egal wie sie eingestellt ist, da muss man sich nichts vormachen.
Praktisch wird die Prüfung manchmal gar nicht oder zu kurz ausgeführt, da sich Rückstände (HC) und Ölreste im Abgas befinden, die sich in den Leitungen und Bauteilen des Abgastesters absetzen und ein langes Spülen der Messleitungen erforderlich machen. Diese sich wieder verflüchtigenden Rückstände verfälschen nachfolgende Messergebnisse.
Sollte dennoch der Wert zu hoch gemessen werden, kann in der Regel den CO-Anteil durch Verstellen der Gemischeinstellschraube oder Leerlauflufteinstellschraube (siehe Vergaser abstimmen) direkt verändern, indem man das Gemisch im Standgas damit etwas magerer einstellt.
Referenzen
[1] United Nations „Agreement Concerning the Adoption of uniform conditions of approval and reciprocal recognition of approval for motor vehicle equipments and parts, Regulation No. 40“, 7.5.1979
[2] Seite „Abgasnorm“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 10. Juli 2024, 08:55 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Abgasnorm&oldid=246621320 (Abgerufen: 5. September 2024, 18:06 UTC)
[3] Handbook G4125 Gunson Gastester, 17.03.2008
[4] Betriebsanleitung Infralyt SL, Saxon Junkalor GmbH, Februar 2002