Hinweis: Diese Seite ist Teil der RS-125-Werkstattseite meines Internetblogs und steht mit dem Hersteller (Aprilia/Piaggio) in keiner Verbindung. Es handelt sich hier um selbst verfasste Reparaturanleitungen, Hinweise, Tipps und Tricks zur alten Aprilia RS 125 mit Zweitaktmotor bis Baujahr 2012. Dieses Blog wird privat ohne kommerziellen Hintergrund und Nutzen betrieben. Jegliche Haftung für jegliche Schäden, die sich aus den hier veröffentlichten Anleitungen und Daten ergeben könnten, ist generell ausgeschlossen.

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Das Getriebeöl hat im Getriebe die Aufgabe, die Schmierung zwischen den Zahnradflanken bei der Kraftübertragung und die Schmierung der Lager sicherzustellen. Die Frage, welches Öl nun das richtige ist, führt häufig zu heftigen Diskussionen, es gibt leider verschiedene Empfehlungen und Angaben an verschiedenen Stellen.

Vorab kurz gesagt: Meine Empfehlung ist 10W40-Motorradmotoröl (4T) für das Getriebe der RS 125.

Das Werkstatthandbuch der RS 125 gibt vor, ein Öl der Klasse SAE30 zu nutzen, in der Schmiermitteltabelle der Betriebsanleitung findet man 75W-90 mit der Angabe der Spezifikation API-GL4. Die Praxis zeigt aber: Die Kupplungsverträglichkeit und die Viskosität sind maßgebend. Dies ist bei Motorölen für Motorräder fast immer gegeben, bei 75W-90 API GL-4 eher nicht.

Ist das verwendete Öl nicht mit der Kupplung kompatibel, kann diese durchrutschen oder nicht richtig trennen. Das Getriebe bleibt dann unter Last, es lässt sich schwer schalten oder es Rupft und Ruckelt beim Anfahren. Es passiert dann auch, dass der Motor im Stand beim Einlegen des ersten Ganges dadurch abgewürgt wird. Auch ein Durchrutschen der Kupplung bei hoher Last ist möglich.

Die Kupplungsverträglichkeit ist immer gegeben, wenn das Öl der Spezifikation JASO MA entspricht. Diese Spezifikation ist im Handbuch leider nicht gefordert.

Bei Öl mit Bezeichnungen wie 75W-90 oder 10W-40 handelt es sich um sog. „Mehrbereichsöle“, im Gegensatz zu SAE30, einem Einbereichsöl. Mehrbereichsöle behalten in mehreren Betriebsbereichen ihre Viskosität einigermaßen gut bei. Sowohl ein 10W-40 als auch ein 75W-90 hat die für den Motor geforderte Viskosität, auch wenn die Nummern in den Bezeichnungen völlig unterschiedlich sind.

Getriebeöle für Motorräder sind meist für separate Getriebeteile ausgelegt, wie vom Motor getrennte Getriebe hinter Trockenkupplungen oder Kardanantriebe. Dies steht auch meist so in Datenblättern und Beschreibungen dieser Produkte. Diese Schmierstoffe findet man oft zuerst unter der Bezeichnung 75W-90. Solche Öle sind oft für Nasskupplungen oftmals ungeeignet.

Spezielle Getriebeöle für 2-Takt-Motoren sind das Mittel der Wahl, davon gibt es allerdings nur sehr wenige auf dem Markt.

Motoröle für Motorräder hingegen sind für die Nutzung im kompletten Motor gedacht – wie der Name das auch sagt. Üblicherweise werden in Motorrädern Kurbelwelle, Kupplung und Getriebe in einem verbundenen Raum untergebracht und mit dem selben Öl geschmiert. Daher funktionieren sie meist sehr gut mit der Kupplung und sind zur Schmierung des Getriebes ausreichend. Additive für besonders lange Lebensdauer der Zylinder spielen bei der RS 125 keine Rolle. Die passende Viskosität hat man bei 10W40. Solche Öle werden selbst heute noch oft als 4-Takt-Motoröl verkauft, da sie für den Einsatz in Viertaktmotorradmotoren gedacht sind.

Motorenöl für PKW sind für die RS 125 völlig ungeeignet und sollten nicht verwendet werden, da sie wieder nicht gewährleisten, dass die Kupplung wie gewünscht funktioniert. Die Anforderung, ein Getriebe zu schmieren, ist bei PKW-Motorenölen ebenfalls nicht gegeben – das kann zwar funktionieren, ein Motorenöl für Motorräder deckt diese Anforderung allerdings wesentlich besser ab.

Im Gegensatz zu einem 4-Takt-Motor hat das Öl hier nicht die Aufgabe, Zylinder und Kolben zu schmieren, es sammeln sich keine Nebenprodukte der Verbrennung im Öl an. Anfallender Metallabrieb wird zum großen Teil am Magneten der Ablassschraube gesammelt, lediglich nicht magnetische Abriebe der Kupplung sind ein Problem. Ein vermeintlich gut gemeinter Motorölwechsel im Jahresintervall, bei jedem Werkstattbesuch oder nach einem kurzen Kilometerstand ist daher vollkommen überflüssig und schadet nur der Umwelt und dem eigenen Geldbeutel. Der Ölwechsel muss nur erfolgen, um einer schlechteren Schmierung durch Alterung entgegenzuwirken.

Im Aprilia-Forum (mittlerweile geschlossen) hatte ich eine Umfrage gestartet, in der wir nach Erfahrungen mit verschiedenen Getriebeölen gefragt haben und Antworten erhalten, die die oben stehenden Ausführungen bestätigen.

Die folgenden Öle wurden von Nutzern im Forum gefahren und verursachten keinerlei Schwierigkeiten mit der Kupplung [1,2]:

  • AGIP 10W40
  • BelRay EXL Mineral 4T 10W40
  • ELF Moto Gear Oil 10W-40 (Teilsynthetisches Öl speziell für den Einsatz in Zweitaktern)
  • Castrol Grand Prix 10W40
  • Castrol Syntrans Transaxle 75W-90
  • Louis Procycle 10W40
  • Liqui Moly Motorbike Gear Oil 75W90
  • Liqui Moly Motorbike 4T 10W-40 Street
  • Liqui Moly Motorbike 4T Synth 10W-40 Street Race
  • Maxima MTL Fluid Motorcycle Transmission Lube 80WT
  • Meguin Megol Mehrzweck-Getriebeöl GL4 SAE 75W-90 Teilsynthetisch
  • Motul Motylgear 75W-90
  • Motul Transoil Expert 10W40 2-Takt-Getriebeöl
  • Motul 10W40 Vollsynthetisch
  • Shell Advance Gear EP80
  • Valvoline SAE 10W-40 Motorcycle

Mit den folgenden Ölen wurden Kupplungsschwierigkeiten berichtet. Sie sollten daher nicht für als Getriebeöl in der Aprilia RS 125 genutzt werden:

  • ATR cartechnic 75W90
  • Belray Gear-Saver 80W
  • Castrol Manual EP80W
  • ELF Tranself Syntese 75W90
  • Jet High Level SAE 10W40 Leichtlauf-Motorenöl
  • Motul Gear Competition 75W-140
  • Polo Racing Dynamic GL5 80W-90
  • Shell Advance ULTRA 10W-40

Es fällt auf, dass es, wenig überraschend, viele Schwierigkeiten mit 75W90-Öl und wenig Probleme mit Motorrad-Motorenöl gibt. Dies deckt sich auch mit den beschriebenen Unterschieden der verschiedenen Öle: Ein 10W40-Motorad-Motorenöl deckt häufig die Anforderungen ab, die an das Getriebeöl der RS 125 gestellt werden (Viskosität der Klasse SAE30) und ist zusätzlich darauf ausgelegt, mit einer Mehrscheiben-Nasskupplung zu funktionieren, was bei 75W90 oft nicht der Fall ist.

Quellen

[1] sonic.noize, “Liste von Getriebeölen: Welche Öle funktionieren im Rotax 122/123?,” Aprilia Forum, 19-Feb-2013. http://www.apriliaforum.de/125-ccm-rs-125-etx-und-andere-125er-modelle/47520-liste-von-getriebe-len-welche-le-funktionieren-im-rotax-122-123-a.html. [Accessed: 12-Nov-2017].
[2] bambam2786, “Aprilia rs 125 Getriebeöl ( Fragen ),” Aprilia Forum, 29-Sep-2010. http://www.apriliaforum.de/125-ccm-rs-125-etx-und-andere-125er-modelle/16606-aprilia-rs-125-getriebe-l-fragen-3.html. [Accessed: 16-Jul-2014].

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10 Kommentare

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  1. Hallo zusammen,
    ich bin seit kurzem Besitzer einer RS 125 Baujahr 2003.
    Die Maschine war teilweise auseinander gebaut. Laut Vorbesitzer ist Sie bis dato gelaufen.
    Ich habe Sie soweit wieder zusammen, aber die Aprilia zündet nur sporadisch und springt nicht an.
    Es liegt nicht an der Zündkerze.
    Kann mir jemand weiterhelfen?
    Danke

  2. Hallo zusammen, super Beitrag. Also ich fahre auch meinen Aprilia’s Motul 10w40 transoil und das Getriebe schaltet butterweich bei PY 2006, hab es mittlerweile auf einigen RS 125 getestet aber ab 2006 -2008 Modellen.

  3. Servus,
    erst einmal Vielen dank für die gute Erklärung und Übersicht. Trotz allem hab ich aktuell leider bei meinem rotax 122 ( sx ’08 ) schlimme Kupplungsprobleme, meine Kupplung trennt gar nicht mehr. Als das ganze anfing bin ich 75w-90 gefahren, jetzt durch den Beitrag auf 10w-40 umgestiegen. Im gleichen Zug hab ich auch die Lamellen Reibscheiben und Federn, sowie den Kupplungszug selbst erneuert. Dennoch bleibt das Problem bestehen und außerdem ist mir aufgefallen dass der Kupplungshebel im Leerlauf „zittert“ wenn ich ihn minimal ziehe. Sowohl ausrückhebel als auch Hebel am Lenker wurden gemäß Handbuch eingestellt, viel verändert hat sich dadurch leider nicht… Kann mir jemand weiterhelfen?
    Vielen Dank schonmal im voraus

  4. Hallo Viktor,
    ich wollte mich an dieser Stelle einfach mal bedanken für die Übersicht mit den Ölen. Da ich erst seit kurzem im RS125 Fieber bin war das sehr hilfreich für mich.
    Danke Gruß Lars
    p.s. Gehäusedichtungen muss man erst einmal unterscheiden in Weichstoffdichtungen und Papierdichtungen. Weichstoffdichtungen kleben oft schon von selbst durch das Vorspannen der Schraubverbindung.
    Papierdichtungen quellen etwas wenn man Sie vorher mit Öl oder Fett benetzt.
    Ich bestreiche dennoch vor der Montage die Dichtung beidseitig hauchdünn mit ADF2000. Damit hatte ich bisher die besten Erfolge bei 2- und 4-Takt Mopeds

  5. Hallo Viktor,
    ich habe vor ziemlich genau einem Jahr meinen 122er teilüberholt und dabei auch die Dichtung vom Getriebedeckel getauscht. Beim Kauf der Maschine ein paar Wochen zuvor war alles dicht, mit einer neuen Dichtung (alle Teile sind vom Aprilia Händler) und LiquiMoly 75W90
    Öl bekomme ich es nicht zu 100% dicht. Ein erneutes Wechseln der Dichtung brachte keinen Erfolg. 2 Wochen Standzeit mit neuem Öl und dann kam der erste Tropfen. Die Dichtflächen sind top, habe auch auf Drehmoment angezogen, aber auch mit Nachziehen verliere ich Öl. Hast Du Erfahrung hierzu? Danke für Deine Infos hier auf der Seite.

    1. Moin, ich fette solche Papierdichtungen vor der Montage ein (meist mit irgend einem Wälzlagerfett oder ähnlichem), das füllt die Poren und feine Ritzen gut aus und wird vom Öl nicht verdrängt. Meiner Erfahrung nach funktioniert das sehr gut und macht auch einen Unterschied. Aber da scheiden sich aber die Geister, was man da am besten macht. Manch anderer verwendet Dichtpaste, aber für Dichtpaste müssen oft alle Flächen vollständig Öl- und Fettfrei sein, sonst bringt das Zeug überhaupt nichts (außer Sauerei…). Und es gibt Leute die sagen, Dichtungen müssen immer trocken eingebaut werden, da hat jeder so seine Gründe. Grüße

      1. Danke für die rasche Antwort. Dichtpaste wollte ich wegen der Sauerei ebenfalls nicht verwenden, aber das mit dem Fett klingt gut. Das werde ich umgehend mal ausprobieren. Zerlege eh grade einen weiteren 122er mit Pleuellagerschaden, da kommt die Variante dann noch mehrmals zum Einsatz.

          1. Rückmeldung hierzu: Stand heute scheint noch alles dicht zu sein. Ich werde es weiterhin beobachten. Hatte auch vor mal einen anderen Dichttyp auszuprobieren. Die Dichtungen, die ich vom Wendel beziehe, sind von MotoGasket, da liest man gutes und schlechtes drüber.

            Der Motor den ich aktuell zerlegt habe, war größtenteils mit Klingerit Dichtungen ausgestattet.

          2. Stand heute: 01.06.21, nachdem der Motor wieder regelmäßig bewegt wurde, ist es erneut undicht geworden. Zukünftig werde ich vorbeugend doch auf etwas Flächendichtung zurückgreifen.