Hinweis: Diese Seite ist Teil der RS-125-Werkstattseite meines Internetblogs und steht mit dem Hersteller (Aprilia/Piaggio) in keiner Verbindung. Es handelt sich hier um selbst verfasste Reparaturanleitungen, Hinweise, Tipps und Tricks zur alten Aprilia RS 125 mit Zweitaktmotor bis Baujahr 2012. Dieses Blog wird privat ohne kommerziellen Hintergrund und Nutzen betrieben. Jegliche Haftung für jegliche Schäden, die sich aus den hier veröffentlichten Anleitungen und Daten ergeben könnten, ist generell ausgeschlossen.

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Folgende Lager werden im Motor der RS 125 verbaut, sowohl Rotax 123 als auch Rotax 122.

Alle Lager werden ohne Dichtscheiben verbaut.

Kurbelwelle:

  • Beidseitig 6206 ETN9 C4

Ausgleichswelle:

  • Zündungsseite 6302 TN9
  • Kupplungsseite 6005 TN9 C3

Für die folgenden Getriebelager kann, um Kosten zu sparen, auch ein normales Lager mit Stahlkäfig verwendet werden. Bei der Bestellung einfach das Nachsetzzeichen TN9 weglassen.

Getriebeeingangswelle oder Primärwelle:

  • Zündungsseite 6203 TN9 C3 (z.B. SKF 6203 ETN9/C3)
  • Kupplungsseite 6205 TN9 (z.B. SKF 6205 ETN9)

Getriebeausgangswelle oder Antriebswelle:

  • Zündungsseite 6205 TN9
  • Kupplungsseite 6203 TN9 C3

Die Wellendichtringe an der Kurbelwelle sind auf beiden Seiten: 28x38x7 WAS. Diese werden so verbaut, dass die Staubschutzlippe von der Kurbelwelle weg zeigen: Die Staubschutzlippe ist auf der Außenseite der Lichtmaschine oder zur Kupplung hin. Man kann auf der Kupplungsseite auch eine Dichtung ohne Staubschutzlippe verbauen (in diesem Fall kann man die Einbaurichtung umdrehen).

Getriebeausgangswelle zum Ritzel hin: 25x38x7 WAS

Wasserpumpe: 10x26x7 WAS (2 Stück)

Schaltwelle: 12x22x7 WAS (Rotax 122) bzw. 12x28x7 WAS (Rotax 123)

Nachsetzzeichen: Lagerluft und Käfig

Die Bezeichnung 6206 beschreibt die Lagergröße. Danach folgen sog. Nachsetzzeichen, die weitere Eigenschaften beschreiben.

Das Nachsetzzeichen TN9 steht für Lagerkäfige aus Polyamid 66. Diese laufen im Vergleich zur Standardausführung mit Stahlkäfigen leiser, haben höhere Tragzahlen (somit eine rechnerisch höhere Lebensdauer) und werden auch ab Werk verbaut. Es können an den Getriebewellen auch problemlos günstigere Lager mit Stahlkäfigen verbaut werden, allerdings müssen Dichtscheiben entfernt werden, um die Schmierung zu ermöglichen. Polyamidkäfig-Lager sind teurer und ggf. schwerer zu beschaffen als Standardlager, die geringfügig höhere Tragzahl ist aber kein Argument, dass ein Motor mit Stahlkäfiglagern bedeutend weniger Lebensdauer hätte. Hier gibt es eigentlich nur persönliche Präferenz, meiner persönlichen Meinung nach sind die geringen Mehrkosten gerechtfertigt und der Motor sollte mit Polyamidkäfig-Lagern ausgestattet werden, mir gefällt ein Motor, der ruhiger läuft, deutlich besser.

Die Lagerluft, zum Beispiel C4 bei den Kurbelwellenlagern, ergibt sich aus der verwendeten Passung bei der Konstruktion des Motors und der Betriebstemperatur. Die Lager haben im ausgebauten Zustand mehr Spiel, sobald man sie einbaut, werden die Ringe entsprechend durch die Passungen an Bohrung und Welle zusammengedrückt. Die Kurbelwellenlager sind außerdem in einer X-Anordnung ausgeführt und die Lager so entsprechend vorgespannt (daher die Passscheiben, die auch im Werkstatthandbuch beschrieben sind). Eine Verkleinerung der Lagerluft (C3 anstelle C4) führt dazu, dass das Lager zu hoch belastet wird und so relativ schnell verschleißt. Es darf auf keinen Fall von der angegebenen Lagerluft abgewichen werden.

Kurbelwellenlager Abziehen

Nach dem Ausbau der Kurbelwelle sitzen die Kurbelwellenlager auf der Kurbelwelle.

Das korrekte Werkzeug zum Abziehen dieser Lager ist ein Trennmesser:

Schraubendreher und andere Hebelversuche führen zu nichts, das ist gefährlicher Murks und sollte auch so genannt werden. Versucht es erst gar nicht. Man rutscht nur ab und rammt sich den Schraubendreher in die Hand. Auch Klauenabzieher passen leider nicht. Wer das Werkzeug nicht hat, hat nur drei Optionen: Mit der ganzen Welle in die nächste Werkstatt (kostet wahrscheinlich nicht einmal etwas), Werkzeug ausleihen (schwierig) oder das Werkzeug kaufen.

Dichtscheiben

Alle Dichtscheiben oder Deckscheiben sind vor dem Einbau zwingend zu entfernen. Im Getriebe liegen die Lager im Getriebeöl, die Lager der Hauptkurbelwelle werden vom Benzin-Luft-Gemisch mitgeschmiert und gekühlt.

Dichtscheiben oder Deckscheiben können mit einem Schraubendreher aus dem Lager herausgehebelt werden.

Verbaut man dennoch Dichtscheiben an der Kurbelwelle, kann es passieren, dass diese sich zersetzen oder schmelzen, wie nachfolgendes Bild eindrucksvoll zeigt. Der Dichtwerkstoff ist normalerweise nicht für die Bedingungen an der Kurbelwelle geeignet, was bis zum Motorschaden führen kann.

Geschmolzene Dichtscheibe in einem Rotax 122
Geschmolzene Dichtscheibe in einem Rotax 122

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20 Kommentare

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  1. Hallo,
    in der Vergangenheit hatte ich bei meiner Aprilia immer einen großen Verlust an Getriebeöl. Durch das Brennbild am Kolben konnte man darauf schließen, dass möglicherweise Getriebeöl in den Brennraum gelangt ist. Zuletzt hatte ich die Wellendichtringe mit der offenen Seite bzw. dem Federring in Richtung Brennraum verbaut, basierend auf der Überlegung, dass von dieser Seite der höhere Druck ausgeht. Die Aprilia hat aber weiterhin Öl verloren.
    Leider ist mir aus dem Block nicht ganz klar geworden, ob ich mit dieser Einbaurichtung richtig lag.
    Ich wäre über eine Erklärung zur Einbaurichtung an beiden Seiten der Kurbelwelle mega dankbar.
    Viele Grüße
    Arne

  2. Hallo,
    kann man eigentlich an einer Aprilia Rs 125 RM Bj.2008 den Wellendichtring der Kurbelwelle (Getriebeseite) einfach so wechseln, oder muß man den Motor zerlegen wie so einige im Netz schreiben?
    Beim mir ist es halt passiert, das die Aprilia extrem zu rauchen anfing, wobei ich dachte es läge an der größeren Hauptdüse (Düsensatz,war am Testen) was aber nicht daran lag. Es viel mir auf als ich vor einer Woche das Getriebeöl wechselte und in der nächsten Woche im Schauglas nichts mehr zu sehen war. Daher Öl abgelassen wo nur noch von den 600ml ca. 170ml drin war. Daher vermutung Wellendichtring. Von außen keine Spur von Öl zu sehen. Getriebedeckeldichtung in Ordnung. Jetzt noch eine Frage: An der Ölablassschraube am Magnet hingen sehr viele Metallspänchen drann. Jetzt mein verdacht: Könnte es sein das sich jetzt auch Metallspäne im Kurbelwellengehäuse befindet? Oder ist der Kreislauf vom Getriebe so ausgelegt das der Magnet jeden Metallspan filtert? Oder gibt es im Getriebe noch ein Filter?

    Über eine Antwort wäre ich, so wie auch viele andere RS Fahrer sehr dankbar!!!

    Viele Grüße
    Stefan

    1. Moin, es gibt spezielle Haken und Ausziehwerkzeuge für Wellendichtringe und die kann man bei der RS völlig problemlos verwenden (habe das selbst schon gemacht), auch auf der Kupplungsseite. Kurbelgehäuse und Getriebe sind über den Dichtring voneinander getrennt, selbst wenn dort etwas Öl durchkommt halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass Metallspäne ihren Weg dort durch finden. Meistens handelt es sich dabei um den Abrieb der Kupplungslamellen. Im Getriebe gibt es keine weiteren Filter, das ist einfach nur ein großer „Raum“. Grüße

      1. Vielen Dank für deine Antwort!!!
        Hätte da noch eine Frage: Ist es schwer den Simmering der Kurbelwelle zu tauschen? Es gibt ja extra Spezialwerkzeug dafür. Oder kann man den ohne Spezialwerkzeug tauschen? Über Tips und Tricks wäre wir sehr dankbar!

        Viele Grüße

        Stefan

        1. Moin, lass dir das bitte von jemandem zeigen, der so etwas schonmal gemacht hat. Im Internet zu fragen, ob so etwas schwer ist, ist der falsche Ansatz – entweder beherrscht man sein Handwerk, dann stellen sich diese Fragen nicht, oder man lernt es. Ich halte das nicht für zielführend, die kompletten Grundlagen zu erklären, wenn man einen Motor selbst reparieren will, muss ein gewisses handwerkliches Geschick einfach vorhanden sein. Das ist nichts, was man eben mal so im Netz lernt und zu Hause unter dem Carport ausprobiert. Wenn du die Bohrung oder die Welle beschädigst, ist dieser Fehler extrem teuer. Grüße

  3. Tagchen zusammen,
    Ich habe vor meinen 122er Rotax neu zu lagern und bin bei der Suche der Lagerbezeichnungen hier auf ein kleines Problemchen getroffen: Das Lager auf der Zündungsseite der Ausgleichswelle (6302 tn9) finde ich nur mit dem zusatz „C3“ oder „C4“ im Internetz. Ansonsten finde ich nur normale Kugellager mit stahlkäfig, ohne Zusatz zur Lagerluft. Meine Frage ist jetzt nun: Wird die Priorität auf den Polyamid-Käfig gesetzt und die Lagerluft wird ignoriert (also wird das Lager 6302 tn9 C3/C4 verbaut), oder sollte man dort lieber auf die Lagerluft achten und ein Kugellager mit stahlkäfig (6302) bestellen?
    Hättet ihr ansonsten einen Link zu dem passenden Kugellager? Im Netz werde ich nicht fündig…
    Danke für diese tolle RS125 Wiki 🙂
    MfG
    Elias

  4. Die Original-Wellendichtringe sind sehr teuer. Wer auch „Original“ verbaut haben möchte, ohne hierfür ein Vermögen auszugeben, für den habe ich hier einen Tipp. Die Firma heißt ARS (Arai Rubber Seal) und stellt den Typ FPJ her, welche exakt dieselben sind, die ich aus bisher 2 Rotax 122er Motoren ausgebaut habe. Die Homepage verlinke ich mal dazu.

    Von dieser Firma stammen zumindest die Dichtringe der Kurbelwelle, sowie der Getriebeabtriebswelle. Man kann die Ringe nicht direkt bestellen, sondern findet diese häufig in Shops für den Kartsport. Die Ringe kosten dort nur ca. 25% von dem, was Aprilia verlangt.

    Da andere Wellendichtringe zwischenzeitlich nicht mehr als Original lieferbar sind (z.B. Schaltwelle), sollte man sich früher oder später sowieso nach einer anderen Lösung umsehen.

    Ich möchte auch hier keine Werbung machen und verdiene auch nichts daran, sondern möchte hier nur Hilfestellung leisten. Und jünger werden die Bikes auch nicht mehr.

  5. Hallo,

    erst einmal Danke für den super Input!

    Da ich gerade einen zerlegten 122er Rotax hier liegen habe, die KW vom Wuchten wieder zurück ist und ich ein komplett leeres Ersatzgehäuse bekommen habe, würde ich gerne die weiteren Lager angehen um den Motor zu vervollständigen.

    In der Auflistung stehen die Lager wie folgt, nur bin ich gerade unsicher ob ich mit meiner Bestellung (nicht einfach alle bei einem Händler zu bekommen) richtig davor bin (Lagerbezeichnung nebenstehend):

    Ausgleichswelle:

    Zündungsseite 6302 TN9 **Gefunden als 6302-TN9-C4**
    Kupplungsseite 6005 TN9 C3 **Exakt so gefunden**

    Getriebeeingangswelle oder Primärwelle:
    Getriebeausgangswelle oder Antriebswelle:
    2x Zündungsseite 6203 TN9 C3 (z.B. SKF 6205 ETN9/C3) **6203-TN9/C3**
    2x Kupplungsseite 6205 TN9 (z.B. SKF 6205 ETN9) **6205 ETN9**

    Die beiden letzten Lagerpaare habe ich zusammen gezogen, konkret gefragt;
    Werden bei den Lagern 6302 und 6205 die C Bezeichnungen weg gelassen oder
    kann hier anstelle dessen C4 eingesetzt werden ? Die Lager werden mal so oder mal so angeboten.

    Da das ETN und TN im Aufbau nur die optimierte Bauweise unterscheidet, würde ich dies fast so vernachlässigen, je nach Verfügbarkeit des Shops.

    Den Hintergedanken bei der Auflistung würde ich gerne erfahren, leider liegen mir weder Teileliste noch sonst irgendwelche Bezugspunkte zu den original Teilen vor, außer ein relativ dunkel gedrucktes WHB.

    Danke schon einmal.
    Schöne Grüße.

  6. Hallo
    Ich habe Gelesen dass für den Rotax 122 an der KW die 6206 mit Stahlkäfig verbauet sind.
    Finden Sie dass die 6206 ETN9 C4 besser geeignet sind.
    MFG
    Claude

    1. Hallo, ich weiß natürlich nicht, was wann in welcher Serie dieses Motors verbaut wird, das hier ist ja nur ein privates Blog. Man kann da viel heruminterpretieren, wenn man möchte: Beim Rotax 123 sind im Werkstatthandbuch deutlich die Polyamidkäfige zu erkennen. Die 123er Motoren, die ich geöffnet hatte, die vorher noch nie repariert wurden, hatten Polyamidkäfige. In den Ersatzteilkatalogen haben die Kurbelwellenlager für Rotax 122 und 123 die selben Nummern. Was da aber wo und wann als Ersatzteil verkauft wurde und ob das über die Jahre gleich blieb, das kann ich nicht wissen und da möchte ich micht nicht festlegen. Es gibt jedenfalls direkt von SKF Angaben zur Lebensdauerberechnung von deren Kugellagern, daraus geht eindeutig hervor, dass die Lager in Ausführung „ETN9“ belastbarer sind als die normalen 6206. Anhand dieser Angaben von SKF maße ich mir an zu behaupten, dass die 6206 ETN9 für die Kurbelwelle die geeigneteren Lager sind. Sie sind zudem deutlich leiser, das habe ich selbst schon ausprobiert. ETN9 ist aber deutlich teurer, da ist es aus BWL-Sicht interessant, die normalen Lager zu verkaufen. Viele Grüße

  7. Hallo müssen zwindend Kurbelwellendichtringe mit Teflonlippe verbaut werden ? ( Kurbelwellen laufen da ja immer ein )
    Habe mit einem Kartprofi gesprochen und der verwendet ausschlisslich eine andere Marke wo keine Teflonlippe hat, der hällt nichts von den Rotax Original Dichtringen.
    Frohe Weihnachten
    MFG
    Christoph

    1. Hallo und danke ebenfalls. Zwingend ist das nicht, es gibt verschiedene Werkstoffe (NBR, ACM, …) und viele sind in vielen Punkten ein Kompromiss. Es kann durchaus sein, dass man da mit anderen Dichtungen manchen Nachteil nicht hat. Wenn da ein Profi entsprechende Erfahrung hat, wüsste ich spontan auch nichts, was dagegen spricht – im Gegenteil. Grüße

      1. Danke für die Info ich werde mal auf den kart profi hören und das Testen !
        Danke für dein Feedback
        Schöne Grüsse

  8. Hallo passt das das ich wie beschrieben die Kurbelwellendichtringe „offeneseite nach aussen „! einbaue ?
    Habe nähmlich dchon ein paarmal gesehen das der zündungsseitige anderst rum ist
    Bitte um Info
    MFG
    Christoph

      1. Hallo,
        Kommt der Wellendichtring auch kupplungsseitig mit der offenen Seite „nach innen“?
        Habe eine gebrauchte Rs gekauft bei der die Öffnung mit Feder von der KW weg zeigt.Vielen Dank im Voraus

  9. hallo
    wie ist das bei den Polyamid kurbelwellenlager beim einbauen gibts da eine Richtung also offene Seite aussen oder innen oder ist das egal ?
    mfg nico

    1. Hallo Nico,
      meiner Meinung nach ist das völlig egal, die haben keine Laufrichtung und die Lagerringe sind symmetrisch. Aber falls es hilft: Im Handbuch vom Rotax 123 sind sie so eingebaut, dass die offene Seite nach außen zeigt.
      Viele Grüße, Viktor