Hinweis: Diese Seite ist Teil der RS-125-Werkstattseite meines Internetblogs und steht mit dem Hersteller (Aprilia/Piaggio) in keiner Verbindung. Es handelt sich hier um selbst verfasste Reparaturanleitungen, Hinweise, Tipps und Tricks zur alten Aprilia RS 125 mit Zweitaktmotor bis Baujahr 2012. Dieses Blog wird privat ohne kommerziellen Hintergrund und Nutzen betrieben. Jegliche Haftung für jegliche Schäden, die sich aus den hier veröffentlichten Anleitungen und Daten ergeben könnten, ist generell ausgeschlossen.
Auf dieser Seite habe ich einige Probleme, deren Ursache und Lösungen zusammengestellt, die sich rund um das Thema „Leistungsverlust“ drehen. Vieles davon klingt völlig selbstverständlich, es kommt aber immer wieder vor, dass dann doch ein Punkt dabei ist, den man noch nicht geprüft hat. Gerade nach dem Gebrauchtkauf fehlen oft viele Informationen, was bei der Maschine tatsächlich der Stand ist und aus diesem Grund liste ich hier so viele Ursachen wie nur möglich auf.
Es gibt zwei besonders häufige Ursachen für Leistungsprobleme, die man generell immer prüfen sollte:
- Zündkerze: Zündkerze, Stecker und Zündkabel sind Verschleißteile, die man tauschen kann. Es ist empfehlenswert, hiervon immer Neuteile als Ersatz bereit zu haben, um diese bei Problemen direkt tauschen zu können, um diese Ursache auszuschließen.
- Vergaser: Im inneren des Vergasers befinden sich nicht nur winzige Düsen sondern auch Kanäle, die durch Krümel, Dreck oder andere Ablagerungen leicht verstopfen können. Wenn die Maschinen lange stehen, setzen sich Bestandteile des Benzins ab, während andere Teile verdunsten. Das ist ausreichend, um für Leistungsprobleme zu sorgen. Der Vergaser kann nur vollständig zerlegt sinnvoll gereinigt werden, ob man dies letztendlich mit Ultraschall, Bremsenreiniger, Druckluft oder beidem tut, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Verbaute Dichtungen werden über die Jahre porös, harte O-Ringe sollte man auf gar keinen Fall erneut verbauen. Auch Korrosion ist möglich, es sind an einigen Stellen Bauteile aus verschiedenen Metallen verbaut, was sich nun bei dem Alter der Motorräder bemerkbar macht (galvanische Korrosion). Die entstehenden Korrosionsprodukte können Düsen und Kanäle verstopfen. Die Funktion der Kaltstartanhebung („Choke“) muss gewährleistet sein, der Kolben muss im Normalbetrieb sauber dichten, d. h. beim Zurückstellen genug in den Vergaser hinein gehen und die Dichtungen müssen unbeschädigt sein.
Häufige Probleme und Ursachen
Der Motor lässt sich nicht über 8000 1/min drehen, weder im Stand noch bei der Fahrt.
- Elektronische Drehzahlbegrenzung: Die Drehzahl wird elektronisch begrenzt. Es ist zu prüfen, welche CDI verbaut wurde und die Maschine ggf. zu entdrosseln.
- Der Auspuff ist über eine Blende gedrosselt. Solche Leistungsreduzierungen sind normalerweise im Fahrzeugschein einzutragen – aber wenn der Auspuff einfach getauscht wurde und das nicht eingetragen wurde, steht es auch nicht in den Papieren.
- Manche Auspuffanlagen sind im Krümmerbauch selbst gedrosselt. Dies kann man feststellen, indem man die Krümmernummer prüft. „MPA0-e3-0039“ ist z.B. ein Modell, bei dem es so gut wie unmöglich ist, den Motor höher als 9.000 1/min zu drehen.
Der Motor hat beim Fahren keine Leistung bei hohen Drehzahlen und lässt sich nur in den ersten Gängen auf dem vollen Drehzahlbereich fahren. Im Leerlauf kann man aber leicht Drehzahlen über 9.000 1/min erreichen.
- Sitzt der Auslassschieber in geschlossener Position fest, kann dies solche Symptome verursachen. Die Auslasssteuerung prüfen.
- Ein sich anbahnender Kolben- oder Zylinderschaden kann die Ursache sein. Bei Schäden am Kolben und Zylinder kann man die Kompression grob prüfen.
- Die Auspuffanlage ist stark zugerußt. Das kann passieren, wenn sehr lange Zeit nur gedrosselt gefahren wurde oder bei Maschinen mit Katalysator das SLS (Sekundärluftsystem) abeklemmt wurde.
- Der Unterdruck-Benzinhahn (nur bei Modellen nach 2006, ab PY) ist defekt und öffnet nicht richtig, es fließt bei hohen Motorleistungen nicht genügend Benzin in die Schwimmerkammer.
- Eine falsch eingestellte Zündung (vor allem beim Rotax 123) oder ein Defekt an Teilen der Zündanlage kann ebenfalls eine Ursache für eine schlechte Motorleistung im hohen Drehzahlbereich sein.
Die Maschine stottert im mittleren Drehzahlbereich (zwischen 5000 und 7000 1/min)
- Leistungsloch der CDI 071000-0910 QCA91 – Leistungsloch entfernen
- Wird der Auslassschieber in falscher Richtung montiert, kann sich das auch in diesem Drehzahlbereich so bemerkbar machen.
- Gasgriff auf 100 %: Den Gasgriff darf man in diesem Drehzahlbereich nicht voll aufreißen. Bei sog. Schiebervergasern (wie in der RS 125 verbaut) muss die Gasgriffstellung auch immer abhängig von der Motordrehzahl gewählt werden.
Die Maschine stottert im unteren Drehzahlbereich (unterhalb von 5.000 1/min)
- Falsche Vergaserabstimmung: Gasschieberausschnitt passt nicht, möglicherweise aber auch Standgas oder Nadelstellung falsch.
- Auslassschieber schließt nicht oder nicht richtig.
Keine Leistung unterhalb von 8000 1/min, extremes Stottern und plötzlicher, starker Leistungsschub ab 8000 1/min
- Dieses Verhalten tritt nur auf, wenn die Auslasssteuerung nicht funktioniert und der Auslassschieber nicht korrekt schließt. Dies kann mehrere Ursachen haben:
- Kein Auslassschieber verbaut
- Auslassschieber sitzt offen fest
- Gekürzter Blindschieber statt Auslassschieber verbaut
- Schieber falsch herum eingebaut
- In diesem Fall hilft es nur, die Auslasssteuerung zu kontrollieren.
Der Motor säuft ab, wenn man bei Standgas den Gasgriff voll aufdreht
- Dieses Verhalten ist ganz normal bei sog. Schiebervergasern, da diese den Gasschieber direkt steuern. Manche Motorräder haben Gleichdruckvergaser oder Einspritzanlagen, die hier kein Problem haben. Bei der RS 125 gehört dies aber zur Charakteristik des Motorrads. Die Stellung des Gasgriffes muss immer abhängig von der Motordrehzahl gewählt werden. Reist man den Gashahn im Stand schlagartig auf, ist die noch zu geringe Strömungsgeschwindigkeit im Vergaser am Gassschieber plötzlich zu niedrig und die Druckdifferenz damit auch zu gering, um überhaupt noch Benzin durch die Düse zu drücken.
Das Motorrad läuft nur mit Choke. Das Standgas lässt sich nicht einstellen, die Motordrehzahl ist hoch oder der Motor geht plötzlich aus.
- Der Vergaser als Hauptursache für solche Verhalten wurde oben schon ausführlich erwähnt.
- Der Motor zieht Falschluft. Alle Dichtungen und Verbindungen zwischen Zylinder, Vergaser und Motorblock prüfen.
Der Motor geht nach kurzer Zeit aus, wenn man im Leerlauf z.B. an einer Ampel steht.
- Der Leerlauf ist völlig falsch eingestellt oder das Leerlaufsystem verdreckt. Die Einstellung muss mit der passenden Düse, der richtigen Einstellung der Leerlauflufteinstellschraube (nur bei VHSB 34) oder der Leerlaufgemischeinstellschraube (nur bei PHBH/VHST 28) und der Leerlaufeinstellschraube vorgenommen werden.
Das Motorgeräusch wird plötzlich lauter
- Undichtigkeiten am Auspuff: Löst sich die Schraube am Auspuffflansch oder der Auspuffflansch ist nicht dicht (z.B. zerbröselte Dichtmasse), wird die Maschine deutlich lauter.
- Ein „klingelndes“, metallisch rasselndes Motorgeräusch deutet auf ein zu mageres Gemisch hin, das kann durch Falschluft verursacht werden.
- Fällt mit dem lauten Motorgeräusch die Leistung plötzlich ab, ist dies ein Hinweis auf einen Motorschaden, z.B. Kolbenringe, Zylinder, Pleuel- oder Kurbelwellenlager.
Metallisches Geräusch beim Hochdrehen, lautes Motorgeräusch, bei sinkender Drehzahl ist ein lautes Rasseln zu hören
- Pleuel der Kurbelwelle auf Höhenspiel prüfen, falls vorhanden: Pleuellager der Kurbelwelle defekt, Kurbelwelle instand setzen lassen oder austauschen
- Kolbenring gebrochen
Es treten starke Vibrationen auf
- Der Motor hat neben der Kurbelwelle eine Ausgleichswelle, die die Unwucht der Kurbelwelle ausgleichen soll. Für eine bessere Laufruhe sind diese Zahnräder aus Kunststoff. Sind diese Zahnräder kaputt oder nicht in der korrekten Position eingebaut, vibriert der Motor stark. Die Zahnräder können nach vielen Jahren durch Altersschwäche brechen.
- Die Gewichte an den Lenkerenden verringern die Vibrationen am Lenker stark, werden diese abmontiert oder gegen kleinere, dekorative Teile getauscht, spürt man deutlich stärkere Vibrationen.
Der Motor geht aus, sobald man den ersten Gang einlegt
- Die Kupplung trennt nicht richtig: Die Kupplung am Kupplungshebel oder am Kupplungsausrückhebel im Motor nachstellen.
- Ungeeignetes Getriebeöl kann dazu führen, dass die Kupplung nicht richtig trennt und den Motor damit abwürgt. Nur Getriebeöl benutzen, welches auch mit Nasskupplungen funktioniert (Wenn man nur der Empfehlung der Handbücher nach 75W90 folgt, kann es passieren, dass man ein Getriebeöl erwischt, welches eben nicht für Nasskupplungen geeignet ist).
- Elektronisches Problem: Wenn der Ständerschalter (bei Maschinen ab ca. Baujahr 2000) defekt ist, schaltet die Zündung beim Einlegen eines Ganges ab.
Ruckeln und Kupplungsprobleme beim Anfahren
- Ungeeignetes Getriebeöl (siehe weiter oben), die Kupplung trennt nicht gleichmäßig
- Eine abgenutzte Kugel in der Druckplatte an der Kupplung
- Kupplungslamellen und Reibscheiben tauschen