Hinweis: Diese Seite ist Teil der RS-125-Werkstattseite meines Internetblogs und steht mit dem Hersteller (Aprilia/Piaggio) in keiner Verbindung. Es handelt sich hier um selbst verfasste Reparaturanleitungen, Hinweise, Tipps und Tricks zur alten Aprilia RS 125 mit Zweitaktmotor bis Baujahr 2012. Dieses Blog wird privat ohne kommerziellen Hintergrund und Nutzen betrieben. Jegliche Haftung für jegliche Schäden, die sich aus den hier veröffentlichten Anleitungen und Daten ergeben könnten, ist generell ausgeschlossen.
Die Auslasssteuerung soll zum richtigen Zeitpunkt den Schieber im Auslass öffnen, um so den Vorauslass im Betrieb zu verändern, detailliert ist dies im Artikel zur Funktion der Auslasssteuerung beschrieben. In erster Linie muss die Öffnungsdrehzahl zu der Charakteristik, die durch den Resonanzauspuff und den Zylinder bestimmt wird, passen.
Erhöht man die Resonanzdrehzahl durch einen anderen Auspuff, kann die Öffnungsdrehzahl der Auslasssteuerung bei 8.000 1/min zu gering sein. Dies macht sich durch einen kleinen Leistungseinbruch kurz nach öffnen der Auslasssteuerung bemerkbar.
Muss man die Öffnungsdrehzahl an der elektronischen Auslasssteuerung ändern, so kann man dies über die graue Brücke am Stecker und mit einem anderen Steuergerät tun. Die Elektronische Auslasssteuerung lässt sich auf folgenden Drehzahlen betreiben:
- 7.100 1/min Pegaso-125-Steuergerät ohne Brücke
- 7.300 1/min Pegaso-125-Steuergerät mit Brücke
- 7.800 1/min Standard-Steuergerät ohne Brücke
- 8.000 1/min Standard-Steuergerät mit Brücke (Standard)
- 8.400 1/min SP-Steuergerät ohne Brücke
- 8.600 1/min SP-Steuergerät mit Brücke
Auslassschieber
Es gibt einige Auslassschieber von Drittanbietern, die sich in der Form etwas vom Originalteil unterscheiden. Eine Zusammenstellung einiger Schieber gibt es im Artikel Original- und Nachbauschieber.
Ragen diese Schieber dichter im geschlossenen Zustand an den Kolben heran oder schließen im offenen Zustand besser bündig mit dem Auslasskanal ab, kann hier die Leistung marginal verbessert werden.
Ob diese Optimierungen in der Praxis messbar sind, mag dieser Artikel nicht beurteilen, wenn es aber um das Prinzip geht, möglichst alles zur Perfektion zu optimieren, kann man einen solchen Schieber durchaus verbauen.
Pneumatische Auslasssteuerungen
Auf dem Zubehör-Markt gibt es neben nachgebauten Auslassschiebern auch pneumatische Auslasssteuerungen, wie die Pneumatische RAVE2 oder eine pneumatische Auslasssteuerung von Italkit.
Diese pneumatischen Auslasssteuerungen sind meiner Ansicht nach keine leistungssteigernde Tuning-Maßnahme sondern haben lediglich den Vorteil, dass eine Nachrüstung aller weiteren Teile der Auslasssteuerung nicht nötig ist, sollte keine elektronische Auslasssteuerung vorhanden sein. Man spart damit bares Geld. Durch die Bewegung über die große Membran schließt der Schieber langsamer und sanfter, was hinsichtlich der Lebensdauer eines solchen Auslassschiebers ein klarer Vorteil ist.
Eine präzise Anpassung der Öffnungsdrehzahl ist nur bedingt möglich, mehr dazu ist im Artikel zur RAVE2 beschrieben. Das pneumatische Prinzip wurde bereits in den 80er-Jahren beim Rotax 127 verbaut und später durch die elektronische Auslasssteuerung ersetzt.
Prinzipiell funktioniert dieses System so, dass der Druck im Auspuff auf eine Fläche wirkt, die diesen Gasdruck direkt in eine Kraft umsetzt, die proportional zum Druck ist. Sind die Drücke im Auslasskanal hoch genug, wird die Membran den Schieber herausziehen. Dem entgegen steht (bei beiden Teilen) eine Federkraft, die wiederum nur von der Federkompression abhängig ist. Die Membran, vor allem bei der Italkit-Variante, bringt dem noch eine Hysterese bei, sodass ein gewisser Punkt überwunden werden muss und sich der Schieber dann den Rest des Weges direkt bewegt.
Der Druck im Auslasskanal pulsiert, steigt im Mittel aber mit der Drehzahl und mit der Gasschieberstellung. Er ist stark vom verbauten Auspuff abhängig.
Man macht mit einem Umbau auf eine pneumatischen Auslasssteuerung keine groben Fehler, man sollte sich aber bewusst sein, dass dies nicht zu einer Leistungssteigerung führt sondern auch zu einem Leistungsverlust führen kann. Von einem ehem. Fahrer des Junior-Cups habe ich erfahren, dass dort die Leistung über den Auslassschieber sogar absichtlich reduziert wurde, indem man die elektrische Auslasssteuerung so eingestellt hat, dass sie nicht vollständig öffnet und der Schieber weiterhin etwas in den Abgaskanal ragt.
Meine persönliche Empfehlung ist es, bei der Auslasssteuerung ausschließlich die Original-Teile zu verwenden und falls es nötig sein sollte, das Steuergerät zur Anpassung der Öffnungsdrehzahl zu tauschen. Für eine Nachrüstung ist eine pneumatische Auslasssteuerung eine gute Alternative, zur Nachrüstung muss lediglich ein Loch in den Zylinder gebohrt werden (dazu muss der Zylinder ausgebaut werden).
Dass die Auslasssteuerung funktionieren muss und regelmäßig gewartet werden muss, ist ebenfalls keine Tuning-Maßnahme sondern Grundvoraussetzung, wie auch zu Beginn („Serienzustand pflegen“) beschrieben.
Das Problem der pneumatischen Auslassteuerung ist, dass der Schieber zu geht sobald der Druck sinkt. Das passiert auch im Überdrehbereich. Dadurch wird das Leistungsband schmaler. Ggf. Geht das mit einer Feder mit einer angepassten Vorspannung und Federrate etwas zu kompensieren. Schade dass es keine Kits gibt mit dem Elektrogeraffel. Muss man immer gebraucht kaufen. Danke für die Schiebertests. Spannend!