Es hat doch glatt nochmal geklappt, mein Mitsubishi Colt ist nochmal durch den TÜV gekommen. Aber auch hier, Baujahr 1994, nagt der Zahn der Zeit.
Warum der Aufwand?
- Die neuen Karren sind mir zu groß und zu protzig. Der Mitsubishi ist mittlerweile winzig auf den Parkplätzen.
- Man muss nicht immer alles wegwerfen, nur weil es alt ist. Man kann auch mal was reparieren, das hilft der Umwelt sicher noch mehr als auf Coffe-2-Go-Becher zu verzichten. Solange die Karre fährt wird für mich kein neues Auto produziert.
- 115 PS und kein Gewicht 🙂
Auch dieses Mal bin ich wieder direkt ohne vorherige Durchsicht zum TÜV. Das hat schon einige Male geklappt, wäre aber auch ein Witz gewesen wenn es dieses Mal funktioniert hätte.
Bremsscheibe: Tragbild Mangelhaft
Die vorderen Bremsscheiben haben ein mangelhaftes Tragbild, d.h. der Bremsbelag liegt nur zum Teil auf der Scheibe auf. Die Bremskraft war zwar noch in Ordnung, aber nach 26 Jahren kann man durchaus mal die Bremsscheibe wechseln.
Mittlerweile gibt es die Bremsscheiben zum Glück recht günstig, auf dem Bild liegt die neue Scheibe noch daneben. Sieht auch wieder nett aus. Die Bremswerte waren zwar auf allen vier Bremsen gut, dennoch ist die Scheibe einfach hinüber.
Feuchtigkeitseintritt Nebelscheinwerfer
Naja gut, es ist wohl doch nicht „nur“ Feuchtigkeit, das Ding ist komplett verrostet. Leider hat sich nach der zeit die Dichtung an der Rückseite an der Glühbirne verabschiedet, das Ergebnis ist Rost unter der reflektierenden Chromschicht.
Hier habe ich den Scheinwerfer innen abgeschliffen, mit Rostumwandler und Grundierung grundiert und mit einem Chrom-Effekt-Lack neu lackiert. Den Lack muss man nach dem Lackieren etwas polieren, vom Original-Chrom ist man meilenweit entfernt aber es reicht aus, dass der Scheinwerfer wieder so leuchtet, wie er soll.
Faltenbalg gerissen
Eine Kleinigkeit wurde übersehen, aber die ist wichtig: Der Faltenbalg der Lenkung war gerissen. Aber das ist zum Glück kein Problem, denn dieses Teil kann man auch sehr einfach tauschen:
Das einzig trickreiche hier ist die Lenkung wieder so einzustellen, wie sie ursprünglich eingestellt war. Mit Markierungen auf dem Gewinde, Messen und Zählen der Umdrehungen lässt sich das problemlos tasuchen.
ABS defekt
Noch ein Mangel, der nicht direkt bemerkt wurde: Das ABS wollte auch nicht mehr. Ab und zu sprang die Hydraulikpumpe beim Start des Motors für den Selbsttest nicht mehr an und die ABS-Leuchte leuchtete. Es war Glück, dass für die HU die Lampe zufällig wieder ausging.
Dennoch kann man so nicht weiterfahren. Wie im Werkstatthandbuch beschrieben habe ich also die Stecker kontrolliert und auch schnell den Fehler gefunden:
Wo man hier zwar oft die Radsensoren vermutet, war es „nur“ ein wegkorrodierter Stecker an einem Relais.
Das blöde war nur, dass einige der Stecker doch gut hinter der Stoßstange versteckt waren. Also kam die runter. Hier beginnt nun langsam der Rost an den Blechteilen zu nagen, auch hier habe ich die Blechteile abgeschliffen und mit Rostumwandler lackiert.
Alles zerlegt, abgebürstet, Rostumwandler drauf und wieder zusammengesetzt. Sollte hoffentlich noch 2-3 Jahre halten nun.
Das Drama mit dem CO-Wert
Nachdem die AU nicht bestanden war, habe ich pauschal den KAT getauscht. Dazu habe ich mir in einer Selbsthilfewerkstatt eine Hebebühne gemietet – war auch notwendig, das Ding war nach den Jahrzehnten einfach komplett festgerostet.
Nun aber das ernüchternde Ergebnis bei der Nachprüfung: CO wieder zu hoch, etwa 0,60 vol-% statt erlaubten 0,3 – trotz des neuen Katalysators.
Auf Raten des TÜV bin ich noch zur Werkstatt, aber auch hier: Meine Arbeiten sind gut, gibt nix zu meckern, Diagnosegerät zeigt keine Fehler an. Tipp des Werkstattmeisters: Richtig Warmfahren. Tipp von Papa: Richtig Warmfahren. Tipp vom Nachbarn: Richtig warmfahren.
Also bin ich zur nächsten Nachprüfung nicht direkt von der Arbeit (ca. 700 Meter) zum TÜV, sondern habe mal den Umweg über die Autobahn (10 Kilometer) genommen und auf der Landstraße nur im 4. Gang gefahren. Die Karre stank als würde irgendwas brennen, so heiß war die schon lange nicht. Damit hat es doch glatt geklappt: Motor und KAT heiß und nur noch stolze 0,05 vol-% CO!
Und am Ende…
… gibt es Arbeitskollegen und Freunde, die steigen in die Karre ein und sagen „Krass, sowas hab ich schon seit den 90ern nicht mehr gesehen“. Mit etwa 20 Stunden Arbeit und weniger als 350 € Gesamtkosten wird dieses Auto wieder zwei weitere Jahre fahren. Das sind zwei Jahre, in denen ich kein neues Auto kaufe. Gut, die Steuern sind saftig (etwa 240 € im Jahr), Versicherung ist nicht der Rede Wert und der Spritverbrauch liegt bei etwa 6 Litern/100 km. Es sind aber doch nicht wenige Stimmen, die so ein Auto schon längst hätten verschrotten lassen.
Sympathisch geschriebener Bericht! Ähnliche Erlebnisse und Einstellungen habe ich auch, schön, dass es auch andere Menschen gibt, denen es ähnlich geht. Meinerseits halte ich einen 2001er Passat mit über 400tkm und ein Wohnmobil von 1996 am Leben, v.a. Letzteres mit wachsendem Anteil an Eigenleistung und auch Vergnügen darüber.
Vielen Dank 🙂 Der Beitrag ist jetzt ein paar Jahre alt, das Auto auch – aber es fährt immer noch! Die 400.000 km zu knacken, war ursprünglich auch das Ziel, das wird aber vermutlich nichts 😉