Hinweis: Diese Seite ist Teil der RS-125-Werkstattseite meines Internetblogs und steht mit dem Hersteller (Aprilia/Piaggio) in keiner Verbindung. Es handelt sich hier um selbst verfasste Reparaturanleitungen, Hinweise, Tipps und Tricks zur alten Aprilia RS 125 mit Zweitaktmotor bis Baujahr 2012. Dieses Blog wird privat ohne kommerziellen Hintergrund und Nutzen betrieben. Jegliche Haftung für jegliche Schäden, die sich aus den hier veröffentlichten Anleitungen und Daten ergeben könnten, ist generell ausgeschlossen.

« Zurück zur Übersicht


Neben den überall zu lesenden Tipps gibt es bei der RS 125 noch ein paar Dinge, die man für lange Freude und Fahrspaß beachten sollte. Es hilft immer, zu verstehen, worum es sich bei der RS 125 handelt: Einige dieser Motorräder sind bereits sehr alt, es ist ein Klassiker aus den 2000er-Jahren und damit schon in einem Alter, bei denen man mit Problemen und Arbeiten wie an Oldtimern konfrontiert wird.

  • Konsequent Warmfahren. Nach dem Start des kalten Motors konsequent bleiben und nur sanft beschleunigen, bis die Betriebstemperatur erreicht ist.
  • Wer nicht selbst schraubt, sollte nicht bei der Werkstatt feilschen. Es sind mir viele kompetente Zweiradmechaniker begegnet, die das beruflich machen, aber von ihren Kunden frustriert sind. Gute Arbeit kostet Geld, eine Werkstatteinrichtung mit allem darum finanziert sich nicht selbst. Es ist oft das Auftreten der Kunden, die sich wie Könige fühlen und dann wie gierige Monarchen benehmen. Wie immer im Leben hilft Zuhören und Erklären auch hier für ein gutes Ergebnis. Leider gibt es immer mehr Werkstätten, die sich mehr auf Baugruppen-Tausch spezialisieren und nicht mehr in der Lage sind, einfache Fehler direkt zu reparieren, was leider zu Webseiten wie dieser hier führt.
  • Putzen nur mit Handwäsche. Hochdruckreiniger pressen Wasser zwischen die Dichtungen und sind absolutes Gift für die Lebensdauer. Sammelt sich Wasser in den Nadellagern der Hinterradaufhängung, führt das unweigerlich zu einem Schaden an diesen Lagern und zu Schwergängigkeiten des Fahrwerks
  • Kein Alltagsfahrzeug. Die Zweitakt-RS-125 ist völlig ungeeignet, den täglichen Weg zur Arbeit, Schule oder Studium zu pendeln, da sie leider verglichen mit anderen Motorrädern stark durch die Nutzung verschleißt. Die neue RS 125 mit Viertaktmotor (wurde einige Zeit als RS4 verkauf, heißt nun ebenfalls wieder RS 125) ist für tägliche Fahrten mit den 11-kW-Führerscheinklassen geeigneter und verbraucht zudem deutlich weniger Benzin.

Viele häufige Fragen, die mir gestellt wurden, haben zu den Artikeln geführt, die auf der Übersichtsseite aufgelistet sind.

Zwei ständig kommende Fragen möchte ich trotzdem hier beantworten, für diese lohnt es sich nicht, eigene Artikel zu schreiben.

Schalter an der Lenkerarmatur

Der kleine Taster an der linken Lenkerarmatur ist zur Bedienung der Stoppuhr (Laptimer), der bis Bj. 2005 im dem LCD-Display am Tacho verwendet werden kann.

Schalter an der Lenkerarmatur zur Bedienung der Stoppuhr

Über die M-Taste wird zu „Lap Time“ gewechselt, mit dem Taster kann der Timer gestartet werden und weitere Messungen können gestartet werden. Die Stopuhr wird über die S-Taste wieder gestoppt. Übrigens ist das auch in der Betriebsanleitung beschrieben, wie Kupplungseinstellung, Ein- und Ausbau der Räder, Ketteneinstellung, Luftfilterwechsel, Montage der Verkleidung, Batteriewechsel, Lampentausch und andere Themen. Es lohnt sich, einen Blick in die Betriebsanleitung zu werfen!

Anschlussnippel am Motor

Neben dem Zylinder befindet sich auf der rechten Seite ein Anschlussnippel, der oft nicht benutzt wird oder auf dem ein Schlauch lose aufgesteckt ist.

Getriebebelüftung

Es handelt sich dabei um die Getriebebelüftung, also eine Verbindung vom Getriebe nach außen, die einen Druckaufbau durch die Luft im Getriebe bei Erwärmung verhindern soll. Auf den Anschlussnippel wird ein Schlauch gesteckt, der in die Ritzelabdeckung gesteckt wird, ausgasende, flüchtige Bestandteile des Getriebeöls können so auf der Kette kondensieren. Ohne den Schlauch besteht die Gefahr, dass Fremdkörper in das Getriebe gelangen können.

Allgemeine Tipps zum Arbeiten

Wer selbst an der RS 125 Hand anlegen möchte, sollte ein paar wenige, aber ernst gemeinte Ratschläge berücksichtigen.

  • Selbst schrauben nur mit gutem und dem richtigen Werkzeug. Es gehört zur Werkstattausrüstung, mehrere 13-mm-Schlüssel und mehrere Drehmomentschlüssel für verschiedene Bereiche zu nutzen. Ein günstiges Werkzeug-Set aus dem Supermarkt ist für korrektes Arbeiten einfach nicht ausreichend. Schrauben und Muttern lassen sich durchaus mehrfach verwenden, aber wenn sie beschädigt sind, tauscht man sie aus!

Zu dem richtigen Werkzeug gehört auch, dass das Motorrad sicher steht. Die Luxus-Ausstattung in Werkstätten sind sicherlich Motorrad-Hebebühnen, bei denen das Vorderrad fixiert wird. Montageständer zum Aufbocken an der Hinterradschwinge und am Vorderrad sind sicher eine gute Investition. Alternativ kann man bei der RS 125 auch eine Stange durch den Rahmen schieben und sie auf zwei Unterstellböcke stellen.

Das Abstellen auf zwei Böcken mit einer Stange hat den Vorteil, dass das Motorrad breit aufgestellt ist und stabil steht. Als Stange verwende ich ein 20-mm-Aluminiumrohr, in das ich eine M16-Gewindestange gesteckt habe, die Rohrenden sind mit dem Hammer etwas zugedrückt, damit die Stange nicht herausfällt. Gewindestange und Aluminiumrohr sind in jedem Baumarkt erhältlich, eine 20-mm-Stahlrundstange tut es bestimmt auch (die hatte mein Baumarkt allerdings nicht). Rostigen Bewehrungsstahl mit Profil sollte man hier natürlich nicht verwenden.

  • Sauber Arbeiten. Ein Sandkorn am Zylinder, das seinen Weg in das Kurbelgehäuse findet, reicht aus, um einen Pleuellagerschaden zu verursachen. Arbeiten am Motor sind Arbeiten am offenen Herzen. Wird der Motor zerlegt ohne ihn von außen zu putzen, ist ein Motorschaden vorprogrammiert.
  • Trennpaste oder Anti-Seize-Paste verwenden: Werden Gewinde bei der Wiedermontage mit einer solchen Paste eingeschmiert, lassen diese sich auch nach 10 Jahren leicht wieder öffnen. Ich fahre mein Auto nun seit 15 Jahren und habe zwei Aprilia RS, bei denen ich jede Schraube auch nach über 10 Jahren noch lösen kann – und noch keine hat sich selbst gelöst. Theorien, die besagen, dass man dies bei Aluminium nicht tun kann oder soll, kann ich nicht bestätigen. Im Fuhrpark meiner Familie gibt es dazu etliche Beispiele, bei denen Stahl-Schrauben in einem Zeitraum von über 20 Jahren mit solchen Anti-Seize-Pasten in Aluminium nicht korrodiert sind.
  • Auslasschieber regelmäßig warten. Obwohl ich die Werkstatthandbücher von Aprilia schätze, muss ich leider in diesem Punkt ergänzen: Dieses Teil muss einfach oft gewartet werden, ca. alle 3.000 km. Wartung bedeutet hier: Ausbauen, reinigen, einbauen – daher ist es empfehlenswert, Trennpaste für die Gewinde zu nutzen, um diese durch das häufige Ein- und Ausbauen nicht abzunutzen. Besonders leistungsreduzierte Motorräder sind hier anfällig, da sich der Auslass eher mit Verbrennungsrückständen zusetzt.
  • Guten Original-Zustand pflegen statt Tuning-Ramsch verbasteln. Die RS 125 ist ab Werk ein extrem gut abgestimmtes Konzept zwischen Luftfilter, Vergaser, Zylinder und Auspuff. Näheres dazu ist im Tuning-Artikel beschrieben. Wer meint, regelmäßige und (leider) zeitintensive Wartung mit Plug-n-Play-Tuning ersetzen zu können, ist auf dem Holzweg.

Grundsätzlich muss bei solchen Arbeiten auch immer eine entsprechende Umgebung vorhanden sein. Saubere Böden und ein aufgeräumter Arbeitsplatz mit genügend Arbeitsfläche müssen selbstverständlich sein. Wer beim Zylinderwechsel den Kolben auf den staubigen Fußboden stellt, arbeitet schlampig.

Beteilige dich an der Unterhaltung

7 Kommentare

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

  1. Schönen guten Tag,

    bin auf der Suche nach einer originalen, vollständige Bordwerkzeugtasche für ein SF Modell 2003.
    Gibt es so etwas noch und falls ja, wo?
    Was konkret beinhaltet solch eine Tasche.
    Bin für jeden Tipp dankbar.

    Besten Dank schonmal.

  2. Hallo zusammen,
    wirklich eine sehr informative Seite.Trotzdem muss ich einmal „meckern“ was die Alltagstauglichkeit angeht.Ich hatte damals in meiner Lehre eine RS 125 GS „Replica“ mit original 34 PS erworben. Es war die erste 125er die hier im Kreis „gedrosselt“ wurde,also auf die 15PS. Ich hab die Maschine gut 2 Jahre fast jeden Tag bewegt (Ausbildung und Berufsschule selbst im Regen oder im Winter) ca 100KM am Tag.Sie hat mich nie im Stich gelassen (selbstverständlich war sie nur auf dem Papier gedrosselt),auch hatte ich nie Probleme mit der Ölpumpe oder irgendwas (vielleicht auch weil sie soviel gefahren wurde).Als ich sie dann „dummerweise“ verkauft habe,hätte man die Kurbelwelle neu lagern müssen(leichtes Rasseln). Mittlerweile halte ich die Augen auf nach genau so einer RS,wobei ich denke,dass dieses Vorhaben extrem schwierig sein wird.Gibt es irgendwelche Informationen wieviele RS 125 GS Replicas überhaupt unterwegs waren?
    MFG Frank

    1. Hallo Frank

      So genau kann man die Stückzahlen wohl nicht (mehr) auflösen. Auf Wikipedia ist eine Übersicht über die Zulassungszahlen von 2007 bis 2023 zu finden. 2007 waren noch 4266 GS zugelassen. Ab 2008 passt m.E. die Statistik vom KBA nicht mehr ganz weil die „Zählweise“ geändert wurde.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Aprilia_RS_125#/media/Datei:ZulassungszahlenRS125_1_v2.gif

      Aber eine Unterscheidung in GS „Replica“ (1992-1997) und GS „Extrema“ (nur 1992-1994) wird wohl schwierig weil das ja alles Typ GS war und sich nur durch das Verkleidungsdesign unterscheidet.

      Ich nehme an, dass auch deine GS 31PS hatte und nicht 34 🙂

      VG

  3. Guten Tag. Ich habe ein Problem und weiß nicht ob ich hier richtig bin.Ich habe am Wochenende eine rs 125 gekauft. Der Verkäufer hat das Vorderrad ausgebaut für den Transport. Jetzt bekommt ich es nicht eingebaut weil ich nicht weiß welche Hülse an der Steckachse an welche Position kommt.Und die drehmomente konnte ich auch nicht finden. Sie ist Baujahr 1996.

  4. Hallo, erstmal ganz großes Kompliment! Ich war damals 16 als die RS MP bzw SF Versionen auf den Markt kamen. Hätten wir damals doch bloß schon solche Seiten bzw. Mittel gehabt…da wäre uns viel ersparrt geblieben. Haben alle viel Lehrgeld bezahlt…zu meinem Anliegen. Ich habe mir wieder meine „Jugendliebe“ zugelegt. Sie war im überarbeitungswürdigen Zustand und ist es zum Teil noch. Ein Projekt halt. Meine Lap-Taste hat keine Funktion. Mechanisch funktioniert sie, verdrahtung des Sachlters und der Anzeige scheint richtig zu sein. Wenn ich im Lap-Modus die Zündung schnell aus und ein schalte, fängt der Laptimer an hoch zu zählen. Haben sie eine Idee oder vielleicht schon mal davon gehört.

    1. Ich habe selbst das Problem gefunden…jetzt nach einem Jahr…Es war die Batterie. Meine Batterie war alt, hatte meist nur noch Kraft für 2-3 kurze Startversuche. Da meine RS ein ungewöhnlich gutes Kalt- und Warmstart vermögen hat, ging es noch recht lange gut. Interessant ist, dass auch bei laufenden Motor die LAP Taste nicht richtig funktionierte, obwohl die Lichtmaschine einwandfrei funktioniert. Nun habe ich die Batterie getauscht, da die alte einen Plattenschluss hatte und mir nur noch 6 V angezeigt hat, und auf einmal funktioniert alles wie es soll. Hätte ich mir das stundenlange Masse und Kabelüberprüfen sparen können. So richtig erklären kann ich es mir nicht, scheint wohl an ungünstigen Bauteiltoleranzen zu liegen, die die schwache Batterie nicht ausreichend versorgt hat oder so.

      1. Interessant, was so eine defekte Batterie alles verursachen kann. Normalerweise gehört das zu den Dingen, die man eigentlich regelmäßig prüft und wartet aber solange der Rest funktioniert, kommt man meistens nicht auf die Idee, hier mal zu schauen. Die Zündung hat mit dem Display vorn nichts zu tun, bei zu wenig Spannung kann es schon sein, dass die Zündung noch arbeitet aber andere Teile eben völlig seltsames Verhalten zeigen. Vielen Dank auf jeden Fall für deine Rückmeldung, diese Erfahrungen sind immer sehr viel wert!