Hinweis: Diese Seite ist Teil der RS-125-Werkstattseite meines Internetblogs und steht mit dem Hersteller (Aprilia/Piaggio) in keiner Verbindung. Es handelt sich hier um selbst verfasste Reparaturanleitungen, Hinweise, Tipps und Tricks zur alten Aprilia RS 125 mit Zweitaktmotor bis Baujahr 2012. Dieses Blog wird privat ohne kommerziellen Hintergrund und Nutzen betrieben. Jegliche Haftung für jegliche Schäden, die sich aus den hier veröffentlichten Anleitungen und Daten ergeben könnten, ist generell ausgeschlossen.

« Zurück zur Übersicht


Einstellung des Hubs (offene Position)

Bei der Auslasssteuerung ist der Hub des Auslassschiebers am Hubmagneten (auch „Solenoid“ genannt) einstellbar. Damit wird die offene Position des Schiebers im Auslasskanal verändert. Der Schieber muss im offenen Zustand bündig am Auslasskanal anliegen.

Es gibt zwei Möglichkeiten, die Auslasssteuerung einzustellen: Nach der Vorgabe im Reparaturhandbuch (von mir nicht empfohlen) oder man stellt die offene Position per Sicht in den Auslass bei demontiertem Auspuff direkt ein.

Da der Seilzug beim Einbau gebogen verlegt wird, ist eine genaue Einstellung nur in eingebautem und montiertem Zustand möglich.

Der Hubmagnet befindet sich rechts neben der Batterie. Die Muttern der Einstellschraube am Seilzug werden mit einem 10-mm-Gabelschlüssel gelöst. Wenn man zuerst die vordere Mutter löst, kann man die Einstellschraube mit der hinteren Mutter etwas verdrehen und hier mit einem 10-mm-Gabelschlüssel die Mutter halten.

Direkte Einstellung der offenen Position

Für die Einstellungsarbeiten muss folgendes vorbereitet werden:

  • Die Seitenverkleidung wird abgenommen, der Tank hochgeklappt.
  • Der Auspuff wird demontiert, am besten wird dazu auch der Auspuffflansch demontiert (bessere Sicht).
  • Die Heckverkleidung wird demontiert, darunter befindet sich das Steuergerät
  • Anlasser abklemmen (am einfachsten zieht man dazu den Stecker vom Anlasser-Relais ab)

Da wir die Zündung einschalten werden besteht die Möglichkeit, dass der Anlasser versehentlich betätigt wird und auch funktioniert, während wir am Motorrad arbeiten. Es reicht aus, sich ungeschickt zurück zu bewegen und versehentlich mit dem Hinterkopf oder dem Arm auf den Knopf am Lenker zu kommen. Der Anlasser hat genug Kraft, die Finger abzutrennen. Das Abklemmen dauert nur wenige Sekunden, ein abgetrennter Finger wird euch ein Leben lang fehlen.

Eingestellt wird das plane Anliegen des geöffneten Schiebers im Auslasskanal. Der geschlossene Zustand ist mechanisch begrenzt, lediglich der geöffnete Zustand ist einzustellen. Dies ist im zweiten Bild unten zu sehen.

Um den Schieber zu öffnen, kann man den Hubmagneten am Stecker des Steuergerätes brücken und so unter Strom setzen und betätigen. Die Heckverkleidung muss dazu demontiert werden. Der Stecker befindet sich bei den GS-Modellen etwa beim Öltank, bei den neueren Modellen ist er etwas weiter hinten im Heck – es ist aber bis zum PY-Modell der selbe Stecker.

Verbindet man den mittleren Pin oben des Steckers vom Kabelbaum mit Fahrzeugmasse während die Zündung Ein ist, zieht der Hubmagnet den Auslassschieber auf.

Aktivieren des Hubmagneten mit einem Draht am Kabelbaum

Dies sollte man nur kurz zum Prüfen der Einstellung tun, da der Hubmagnet normalerweise nach wenigen Sekunden mit einer geringeren Spannung offen gehalten wird.

Entweder durch Blick in den Auslasskanal oder auch durch Ertasten der Position mit dem Finger (daher wurde der Anlasser abgeklemmt!) kann man nun die eingestellte, offene Position prüfen.

Die Einstellschraube am Hubmagnet wird nun so eingestellt, dass die Fläche des Auslassschiebers in offenem Zustand bündig mit dem Auslasskanal abschließt. Dazu den Hubmagnet wie beschrieben aktivieren, die offene Position prüfen, Hubmagnet wieder abschalten und die Einstellschraube anpassen. Den Hubmagnet muss man abschalten, da sich die Einstellschraube bei aktivem Hubmagnet nicht gut drehen lässt.

Links: Schieber geschlossen. Mitte: Korrekte Einstellung, Hubmagnet vollständig eingezogen und Schieber bündig. Falsche Einstellung rechts: Schieber am Anschlag, Hubmagnet kann nicht vollständig öffnen

Es braucht in der Regel einige Versuche, bis man die Muttern am Hubmagnet mit der richtigen Einstellung festgezogen hat. Manchmal passt die Position nach dem Festziehen der Muttern wieder nicht, da braucht es einfach ein paar Versuche.

Bei nachgebauten Schiebern von Drittherstellern kann es passieren, dass eine solche bündige Einstellung nie ideal möglich ist, da die Auslass-Geometrie nicht präzise genug nachgebildet ist.

Der Kern des Hubmageten muss bei geöffnetem Schieber immer ganz an der Spule anliegen. Dreht man die Einstellschraube deutlich zu weit heraus (auf dem Bild rechts dargestellt), wird der Schieber an den Anschlag gezogen, der Seilzug und das Ende des Auslassschiebers werden unnötig belastet.

Alternativ: Einstellung des Hubs am Elektromagneten

Man kann den Hub Hubmagneten auch nach Herstellervorgabe direkt einstellen ohne dabei den Auspuff zu demontieren, dies hat allerdings den Nachteil, dass der Seilzug immer unter hoher Zugspannung steht und die Nut am Schieber, in die das Seilzugende eingelegt wird, mit der Zeit ausgeweitet wird.

  • Der Kern wird von Hand in den Elektromagneten gedrückt und die Einstellschraube dabei so eingestellt, dass dabei ein Spalt, etwa ein halber Millimeter, zwischen der Scheibe am Hubmagnet und dem Hubmagnet frei bleibt. Der Schieber wird also bis auf auf Anschlag herausgezogen, der Hubmagnet könnte noch ca. 0,5 mm weiter ziehen.
  • Lässt man den Kern wieder zurück gleiten, sollte er sich um 8.0 +/- 0.5 mm zurück bewegen.

Bei dieser Variante ist es empfehlenswert, die Batterie mitsamt der Batteriehalterung auszubauen.

Ich empfehle diese Art der Einstellung nicht.

Einstellung der Öffnungsdrehzahl

Die Drehzahl, bei der der Auslassschieber öffnet, ist abhängig von der Motorcharakteristik. Normalerweise ist die Öffnungsdrehzahl etwa bei 8.000 1/min, bei Tausch des Resonanzauspuffes oder Änderungen an den Steuerzeiten des Auslasskanal kann sich die Resonanzdrehzahl erhöhen (oder auch verringern). Bei einer höheren Resonanzdrehzahl muss das Steuergerät getauscht werden.

Ein Symptom, bei dem die Drehzahl erhöht werden sollte, ist ein Abfallen der Leistung kurz nach Öffnen des Schiebers. Sollte die Leistung beim Fahren beim Öffnen ruckartig ansteigen obwohl der Schieber korrekt schließt, kann die Drehzahl verringert werden.

Es gibt Steuergeräte mit den Drehzahlen 7.100 (Pegaso 125), 7.800 (Standard) und 8.400 1/min (SP-Steuergerät). Durch die Brücke am Stecker (graue Ader) wird die Drehzahl nochmals um ca. 200 1/min erhöht, die Brücke ist bei den RS 125 bis einschließlich PY-Modell immer vorhanden. Die Öffnungsdrehzahlen liegt so normalerweise bei 8.000 1/min.

Beteilige dich an der Unterhaltung

9 Kommentare

Schreibe einen Kommentar zu Gerhard Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

  1. Moin habe eine rs erworben und bin einwenig verzweifelt. Sobald ich am Zündschlüssel drehe geht die Klappe auf und bleibt auf was dann das sein

  2. Hallo Viktor
    Ich habe einen etwas Spezielleren Fall, bei meiner SF öffnet der Schieber nicht, die Komplette Anlage ist leichtgängig sowie eine neue originale Feder für den Schieber. Der Schieber ist ein nachbau da beim originalen die Nut durch war. Der Hubmagnet ist ebenfalls leichtgängig.
    Jetzt zu meinem Problem: wenn ich (kurz!) 12v auf den Solenoid gebe schafft er es nicht den Schieber zu öffnen, wenn ich den Schieber vom Zug entferne zieht der Magnet sofort an.
    Ich gehe stark davon aus dass der Solenoid einfach defekt ist bzw vom alter her einfach zu Schwach. Ich möchte aber sicherstellen das es wirklich daran liegt.

  3. Hallo Viktor,

    ich muss vorab gestehen, dass ich technisch nicht sonderlich begabt bin und dadurch natürlich die Gefahr besteht, dass ich mich mit Fragen blamiere.
    Nachdem zwei RS 125 Rossi Replicas (also Baujahr 1998) bei mir gelandet sind, bin ich nun auch zu einem Motor gekommen, bei dem der Hubraum auf 154 ccm vergrößert worden ist. Nun zu meiner Frage. Inwieweit muss dafür die originale Auslasssteuerung verändert beziehungsweise möglicherweise mechanisch bearbeitet werden?
    Ich muss hinzufügen, dass ich mich bei Arbeiten am Motor auf eine zweitakterfahrene Werkstatt im Nachbarort verlassen kann.
    Derzeit versuche ich mich aber selbst theoretisch mit Fragen zu beschäftigen und technische Zusammenhänge zu verstehen und bin froh, dass ich bei dir so viele Antworten finde.

    Mit den besten Grüßen aus der Steiermark
    Gerhard

    1. Moin Gerhard, sofern es keine Suggestivfragen sind, deren Aussage auf eine vollständige Verblödung des Fragestellers schließen lässt, kann man sich mit Fragen nicht blamieren 😉 Sich Wissen aneignen zu wollen sollte niemals als eine Blamage bewertet werden.
      Vorab: Ich habe mich nie näher damit beschäftigt. Tatsächlich hat der Polini-Zylinder eine größere Bohrung und die Geometrie des Auslassschiebers ist für eine 54-mm-Bohrung gedacht. Es ist gut möglich, dass das trotzdem passt, weil der Schieber alleine wegen des Bohrungsdurchmessers etwas anders positioniert sein muss. Am Original-Auslassschieber würde ich nichts nacharbeiten, da diese beschichtet sind. Dafür eignen sich die günstigen von Motorize sehr gut. Solange der Schieber einigermaßen bündig offen anliegt und im geschlossenen Zustand den Kolben nicht berührt ist alles gut.
      Grüße, Viktor

  4. Hallo Viktor,
    ja, wenn die Zündung aus ist schließt der Auslassschieber.
    Er hat im Prinzip nicht diese „Reinigungswirkung“ dass er kurzfristig aufmacht, bei ca. 3.000 Umdrehungen schließt und dann endgültig bei rund 7.800 Umdrehungen öffnet. Er öffnet bei rund 3.000 und bleibt dann offen. Sobald die Drehzahl diesen Bereich unterschreitet schließt er. Im Bereich zwischen 3.000 und 8.000 Umdrehungen geht halt nichts bzw. Läuft die Maschine nicht wirklich sauber. Ab 8.000 zieht sie dann ruckartig an. Vielleicht ein neues Steuergerät?
    Gruß Tilmann

  5. Hallo Viktor, vielen Dank für die Rückmeldung. Mein Auslassschieber bleibt offen. Ich habe mir schon fast gedacht dass das Steuergerät einen Schaden hat. Jetzt schläft die Aprilia eh. Ich checke das im März.
    Gruß Tilmann

  6. Hallo Viktor, du kannst mir bestimmt weiterhelfen. Mein Auslassschieber (7800) öffnet bereits im unteren Drehzahlbereich von ca. 3000 Umdrehungen. Das Mororrad hat somit im unteren Bereich keine Kraft. Denkst du dass das Steuergerät defekt ist oder an was könnte es sonst noch.liegen?